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Karlsruher Grat



Karlsruher Grat

Zuletzt aktualisiert: 15.07.2022, 10:39 Uhr

Kurzform
Karlsruher Grat - auch das ist Wandern im Schwarzwald, man kommt aus dem Staunen fast nicht heraus. Nicht ganz kurze Rundwanderung mit alpinem Abschnitt nahe Ottenhöfen über den etwa 1 km langen Grat mit etlichen wirklichen Herausforderungen. Diese Passage nennt sich "Klettersteig" und das völlig zu Recht. Die restliche Strecke über den Melkereikopf und den Vogelskopf ist fast schon gemütliches Wandern. Im Bild: Blick auf den Rhyolitfelsen ( frühere Bezeichnung: Quarzporphyr) im Mittelteil des Karlsruher Grates. Der Zugang zu diesem Aussichtspunkt befindet sich an der Rückseite dieses Felsen (Erstwanderung: Juni 2013; aktualisiert: Dezember 2020)

Hintergrundinfo
"Karlsruher Grat" heißt die alpine Strecke über den 1 km langen zackigen Rücken aus Rhyolitfelsen erst seit knapp 100 Jahren. Vorher hatte er den etwas weniger spektakulären Namen "Eichhaldenfirst". Nachdem er aber ganz besonders die Wanderer aus Karlsruhe angelockt hat, bekam er von der Gemeinde Ottenhöfen diesen Namen. Die Anziehungskraft hat er heute noch. Auch ich lebte damals in Karlsruhe und konnte der Versuchung nicht widerstehen, mich dorthin auf den Weg zu machen. Nachdem ich nicht zu ersten Male vermeintlich ähnliche Steige ging, traute ich mir das zu.
Es soll schon etliche tödliche Abstürze gegeben haben. Wenn man die Felsen dann gesehen hat, glaubt man das gerne. Aber zurück zur Sachlichkeit: Schwindelfreiheit, absolute Trittsicherheit und alpine Erfahrung sollte man schon haben, wenn man dort gehen, resp. klettern will. Wer dann doch Bedenken bekommt, kann jederzeit ein Stück zurückgehen und den etwas westlich im Wald liegenden Pfad benutzen. Seinen Freunden kann er immer noch sagen, "ich habe den Karlsruher Grat gemacht".
Sofern man den Grat nach oben geht, wartet dann der Gasthof Bosenstein. Dort ist es möglich, das Erlebte zu verdauen, etwa mit dem erleichternden Seufzer "Donnerwetter, das war ganz schön happig". Beim gemütlichen Weitergehen kommt man dann auch noch am Kernhof vorbei. Sofern man nach unten geht, wartet der Schnapskiosk schon darauf, sich auf diesen Schrecken ein Glas zu genehmigen.
Schwierigkeit:33.0mittel (27.5-40)
Tracklänge:15,1 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:4:30 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:561 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Wanderparkplatz Blöchereck585
Melkereibrunnen800 0:41
Auerhahnhütte946 0:30
Melkereikopf1005 0:13
Ruhestein Grenzstüble907 0:43
Kernhof790 0:35
Bosenstein820 0:12
Eichhaldenfirst655 0:45
Gottschlägbach (Getränkestelle)573 0:14
Wanderparkplatz Blöchereck585 0:37

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord; Teil des Nationalparks Schwarzwald Nord; östlich von Ottenhöfen bzw. Westlich von Ruhestein (B 500). Karten: Karte des Schwarzwaldvereins, Wanderkarte (1:30000) "Hornisgrinde, Acher-, Lauf- und Sasbachtal"; bzw. GPS Garmin Oregon 600, TOPO Deutschland V7 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
21.06.2013; Diese Wanderung ging ich alleine. Ich habe auf der Strecke nur wenige Wanderer zu Gesicht bekommen. Am Bosenstein waren aber doch etliche Personen anzutreffen, die den Karlsruher Steig gegangen sind. Es ist eben ein zwar gefürchteter Steig, aber doch gerne aufgesucht. Auch am Touristikzentrum Ruhestein war kaum Betrieb. An diesem Tag wurde es seinem Namen gerecht. Das Wetter präsentierte sich nicht sehr wanderfreundlich. Wolkig war es, mit der Gefahr von Schauern und Gewittern, die dann gottlob ausgeblieben sind. Die Temperaturen zeigten sich für die Jahreszeit eindeutig als zu kühl, zum Wandern aber sehr angenehm.
Erreichte Gipfel
Melkereikopf mit 1024 m und Vogelskopf mit 1056 m sind die beiden wirklichen Gipfel zu denen die Wanderung führt. Beide Gipfel werden jedoch nicht ganz erreicht, da sie in der Ruhezone eines Naturschutzgebietes liegen. Auerhähne haben dort Vorrang; die zerzausten Gipfelkuppen sind ideale Balzplätze für die Tiere.
Alm(en), Hütt(en):
Grenzstüble, Kernhof, Bosenstein, Auerhahnhütte (Schutzhütte auf 946 m Höhe)
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Blöchereck. Die Zufahrt erfolgt über eine sehr schmale, kurvenreiche Straße von Unterwasser aus. Adresse: . Koordinaten: N = 48.553115, E = 8.174647; Geographische Daten: N = 48°33'11.2", E = 8°10'28.7"; UTM-Daten: Z = 33U, E = 439093, N = 5378108; Gauß-Krüger: R-E = 3439145.496, H-N = 3439145.496. Dieser Ausgangspunkt ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen. Aber es ist möglich, die Tour auch an anderen Stellen zu beginnen, z.B. am Ruhestein, dorthin fahren dann die Busse. Sofern nur der Grat selbst das Ziel ist, käme auch Ottenhöfen als Ausgangspunkt in Frage. Weite Streckenteile wären zwar für Rollstühle und Kinderwägen geeignet, die gesamte Tour ist damit jedoch nicht möglich.
Vom Wanderparkplatz Blöchereck ein paar Meter zurück, dann der gut präparierten Forststraße dem Wegweiser "Melkerei" nach Osten folgen. Die Kreisstraße überqueren, nach rechts bergauf gehen bis zur Abzweigung nach rechts auf den Auerhahnweg. An der Hütte nach links, später im Wald einem Steig nach rechts folgen, der auf die Forststraße knapp unterhalb des Gipfels führt. Nach links gehen, immer auf der Straße bleiben, die B 500 überqueren und auf der Loipe durch den Wald bis zum Ruhestein weiterwandern. Direkt an der Einmündung zum Parkplatz die B 500 überqueren, die Forststraße ein paar Meter bergab und dann nach links auf den Steig wechseln. Dieser mündet später wieder auf die Forststraße ein, die zum Kernhof führt. Weiter gerade aus der Straße folgen, etwas später nach links abbiegen und leicht bergauf zum Bosenstein wandern. Ein paar Meter bergauf, dann rechts abzweigen in Richtung "Karlsruher Grat". Kurz darauf führt der Umgehungspfad nach rechts, geradeaus kommt man direkt auf den Felsensteig. Nach dem Steig am Eichhaldenfirst links dem Steig bergab zum Gottschlägtal folgen. Bergwärts am Waldrand bleiben und in etlichen Windungen, vorbei an einem schönen Gehöft mit Rotwildgehege, zurück zum Parkplatz.
Anmerkungen:
Der Karlsruher Grat nahe Ottenhöfen ist ein bekannter Klettersteig, der diesen Namen allemal verdient. Der Hinweis auf alpine Erfahrung, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sollte auf alle Fälle ernst genommen werden, auch wenn der Klettersteig jederzeit abgebrochen und auf den weniger anspruchsvollen Umgehungssteig ausgewichen werden kann. Dies gilt umso mehr, als keinerlei Sicherungshilfen wie Seile, Geländer oder ähnliches angebracht sind. Bei Nässe ist die Begehung höchst gefährlich, da viele Stellen durch die häufige Benutzung sehr glatt sind. Die Hauptroute führt direkt von Ottenhöfen aus über den Steig. Ich begann aber weiter oben, weil ich erst die Umrundung des Melkereikopfes und Vogelkopfes noch machen wollte, die ich damit erreichte. Besonders erfreulich in diesem Wandergebiet ist die sehr gute Beschilderung mit Wegweisern. In meiner privaten Bewertung ist die Tour als "mittel" eingestuft. Bezüglich der technischen Anforderung durch den Klettersteig wäre das Urteil deutlich höher.

Benachbarte Wanderungen

Hornisgrinde
Hornisgrinde

Die Hornisgrinde ist ohne Zweifel die Königin des Nordschwarzwaldes. Mit 1163 Metern ist sie der höchste Berg und kann deshalb mit einigen besonderen Merkmalen glänzen: der Hornisgrindeturm als langjähriger Beobachtungsposten der französischen Armee; der Dreifürstenstein, der die früheren Grenzen dreier Länder markierte und der wichtige Funk- und Fernsehsender. Die Kuppe ist sehr breit und in wesentlichen Teilen von Hochmoor bedeckt. Und ganz wichtig: an der Südseite liegt der sagenumwobene Mummelsee, ein wichtiges Touristenzentrum an der Schwarzwaldhochstraße.

Lotharpfad
Lotharpfad

Wer kann sich nicht daran erinnern: der Orkan Lothar fegte an Weihnachten 1999 über das Elsass und Süddeutschland hinweg. Riesige Schneisen der Verwüstung hat er in den Höhenlagen des Schwarzwaldes hinterlassen. In der Nähe der Schwarzwaldhochstraße hat die Forstverwaltung mit einem Lehrpfad darüber informiert. Dazu gehört auch, auf die Neuentwicklung des Waldes hinzuweisen. Mehr als zwanzig Jahre später ist von dem ursprünglichen Unheil kaum noch etwas zu sehen. Der Wald ist ordentlich dabei, seine Wunden zu vernarben.

Seekopf
Seekopf

Der Seekopf am Ruhestein ist ein Teil des Grindenschwarzwaldes. Er hat mit dem dortigen Touristikzentrum (natürlich auch mit den Parkplätzen) direkt an der Schwarzwaldhochstraße einen idealen Ausgangspunkt für Wanderungen. Auf der Runde geht es vorbei am Euting-Denkmal, am Wildsee und natürlich auch an der Darmstädter Hütte. Große Teile der Strecke sind frei von größerem Bewuchs und lassen gute Fernblicke zu. Allerdings ist man auf dieser Route nirgends alleine.

Stöckerkopf
Stöckerkopf

Baiersbronn mit dem Stöckerkopf liegt kurz vor Freudenstadt mitten im nördlichen Schwarzwald. Es ist ein Touristenzentrum schlechthin, bekannt für seine besondere Gastronomie. Aber auch die Möglichkeiten zum Wandern sind ideal. "Stöckerkopf", das ist der Hausberg südwestlich des Ortszentrums, den man mit einer abwechslungsreichen Rundwanderung erreichen kann. Eine Skisprungschanze, ein See, ein Wasserfall viele schöne Bergpfade - und eine besondere Einkehrhütte kennzeichnen die Strecke.

Wiedenberg
Wiedenberg

Wiedenberg und Rinkenkopf - zwei Berge in einer Tour, getrennt durch das Tonbachtal, einem Nebental des Murgtales nahe Baiersbronn im Schwarzwald. Zwei Berge, das bedeutet, dass es mehrfach bergauf und bergab geht, teils auf guten Waldwegen und Staßen, teils auf engen Pfaden. Ein Aussichtsturm, ein Salbe-Ofen und zwei besondere Einkehrhütten warten am Wegesrand: die Blockhütte Traube Tonbach und die Satteleihütte. Beide sind Ableger von bekannten Hotels, bieten feine, ausgewählte Gastronomie und sind dennoch saugemütlich.

Wildseemoor
Wildseemoor

Eine Wanderung auf dem Dach des Nordschwarzwaldes nahe Kaltenbronn. Ein großer, noch vorhandener Moorsee mit einer ausgedehnten Moorfläche, das sind die landschaftlichen Höhepunkte auf diesem Rundweg. Hinzu kommen viele Schutzhütten und ganz hinten eine Einkehrhütte der besonderen Art: die Grünhütte. Sie ist bekannt für ihre Heidelbeerkuchen und das Kesselfleisch. Dafür pilgern ganze Heerscharen an Wanderern zu diesem Ort. Den auch noch vorhandenen Skihang nimmt im Sommer niemand wahr.

Bilder zur Wanderung

Der Karlsruher Steig ist ein etwa 1 km langer Grat aus dem sehr harten Rhyolit (vergleichbar Granit, frühere Bezeichnung: Quarzporphyr). Er ist vulkanischen Ursprungs, verwittert sehr langsam und ragt deshalb aus dem übrigen Gestein heraus.

Auf der genannten Strecke gibt es ein gutes Dutzend einzelne, sehr steile Felsen mit einem spitzen Gipfel, über die man drüber muss. Man kann sich entscheiden: aufrecht über die Spitze gehen, oder seitlich auf allen Vieren daran vorbeiklettern. Ich glaube, ersteres ist besser und auch ungefährlicher.

Carl-Friedrich-Brunnen unterhalb des Melkereikopfes. An dieser Stelle wurden früher die Kühe des Klosters Allerheiligen gemolken, die in der Sommerzeit am Melkereikopf weideten. Sechshundert Jahre lang stritten sich zwei Klöster um die Nutzung der Flächen auf diesem Berg. Nachdem es den Begriff "Melken" gibt, handelte es sich sicher um Milchkühe. Etwas Phantasie braucht man sich vorzustellen, dass diese Berge einmal gutes Weideland waren.

In diesem Gebiet gibt es viele Wasserquellen, die natürlich auch heute noch genutzt werden. Insgesamt ist der Schwarzwald ein riesiger Wasserspender für das Grundwasser der Rheinebene, das in seiner Größe in Mitteleuropa unübertroffen ist.

Die Auerhahnhütte knapp unterhalb des Gipfels des Melkereikopfes hat ihren Namen nicht von ungefähr. Die Hochebene zwischen Melkereikopf und Vogelskopf ist ein riesiges Balzgebiet für dieses scheue Tier.

Am Ruhestein ist noch die alte Grenze zwischen Baden und Württemberg in Form eines Pfostens und eines großen Steines sichtbar. Direkt daneben steht das Grenzstüble. Nein, stand das Grenzstüble. Es ist Ende 2016 vollständig abgebrannt. Der Eigentümer hatte vor, es wieder aufzubauen. Ob das mittlerweile geschehen ist, weiß ich nicht.

Von oben ist der Eingang zum Karlsruher Grat noch ein recht guter, breiter Kammweg. Das ändert sich dann aber sehr schnell.

Ein Baum mit Wegweisern zeigt uns wo es lang geht. Etwas verwirrend ist, dass die "Kletterpartie Eichhaldenfirst" das gleiche ist wie der "Klettersteig Karlsruher Grat". Etwas unscheinbar, aber nicht weniger bedeutend ist der Hinweis, dass dort nur Geübte gehen sollten.

Natürlich ist auch die gegenüberliegende, imposante Hornisgrinde mit dem Mummelseehaus ein paar Momente des Blickes wert. Es ist der wichtigste Berg im Nordschwarzwald. Steinbrüche im Schwarzwald sind nichts Ungewöhnliches. In Seebach (im Bild) wird hochwertiger Granit abgebaut und zu verschiedenen Produkten verarbeitet.

Im Steinbruch Ottenhöfen dagegen ist das Material nicht der Granit, sondern der ebenso harte Rhyolit (früher Quarzporphyr genannt). Beide Gesteine eignen sich im Idealfall für Bildhauer, ansonsten für Baumaterial. In etwas weniger schöner Form wird dann Schotter hergestellt. Die Notwendigkeit solcher Eingriffe in die Natur soll keineswegs bestritten werden, aber ordentliche Wunden sind sie dennoch.

Auf dem langen Höhenweg vom Melkereikopf zum Ruhestein hat man immer wieder herrliche Fernblicke z.B. auf das eingekesselte Ottenhöfen.

Hoppla, was tut denn dieses ramponierte Aschentonnenhäuschen auf dem Felssockel hier am Wegrand? Aha, da hängt ein Zettel dran. Es ist eine Tankstelle für Getränke verschiedenster Art, einschließlich etlicher geistiger Wässer im Gottschlägtal. Im noch intakten Wassertrog stehen die Flaschen gut gekühlt. Also aufgemacht und sich bedient. Da kann man nicht unverrichteter Dinge vorbeigehen.

Bevor es wieder zurück zum Parkplatz geht, kommen wir noch an dem schönen Gehöft Gottschläg vorbei. Solche kleinen Siedlungen sind das, was den Schwarzwald heute noch ausmacht.

 

 

 

 

 

 

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