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Reifenberg



Reifenberg

Zuletzt aktualisiert: 19.07.2022, 17:20 Uhr

Kurzform
Reifenberg - für Anfänger geeignete Rundwanderung um den Reifenberg, den ersten Vorberg zwischen Chiemsee und Kampenwand. Die von der Papierform her recht unspektakuläre Tour birgt aber dennoch einige Überraschungen - und man kann sich sogar verlaufen. Im Bild: Blick von der Seiseralm in der spätherbstlichen Sonne auf den Reifenberg (Erstwanderung: Oktober 2015; aktualisiert: Juni 2020)

Hintergrundinfo
Der Reifenberg ist ein klassischer Vorberg zur Kampenwand. Der höchste Punkt dieser Route liegt gerade mal auf 1000 Meter. Das aber reicht, um von vielen Stellen aus eine sehr gute Sicht ins Alpenvorland, namentlich zum Chiemsee, zu genießen. Aber auch höhere, östlich liegende Berge wie der Hochgern und der Hochfelln, lassen sich immer wieder erkennen.
Diese Gegend ist bereits die Zone, in der auch schon viele Almen angesiedelt sind. Das gilt im Besonderen für zwei große Hotels/Gasthöfe, die auf dieser Rundtour zu erreichen sind: Adersberg und Seiseralm, "bereits oben am Berg". Sie können durchaus als Stützpunkte für einen Urlaub angesehen werden, von denen aus ohne weitere Anreise schöne Wandertouren zu machen sind. Das gilt natürlich auch für Orte im Tal, wie Bernau, Grassau, Rottau und all die anderen.
Es ist eine Rundtour, die man auch als Anfänger jederzeit gehen kann, auch wenn sie nicht ganz kurz ist. Neben einer guten Kondition ist aber auch ein gutes Gespür für das Lesen der Karten und für das Gelände nötig. Selbst mir ist es als nicht ganz Unerfahrenem passiert, einen längeren Umweg gemacht zu haben, weil ich eine Abzweigung nicht entdeckte.
Schwierigkeit:36.0mittel (27.5-40)
Tracklänge:18.0 kmlang (>15 km)
Wanderzeit:3:45 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:575 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Parkplatz Unterbergham562
Wasserspeicher/Aussichtspunkt609 0:23
Aufing608 0:10
Adersberg819 0:49
Gipfel Reifenberg1001 0:37
Lindlalm991 0:13
Stachl am Brand820 0:15
Einmü. Forststraße650 0:20
Schauergrabenbrücke700 0:24
Seiseralm712 0:15
Parkplatz Unterbergham562 0:19

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Chiemgauer Alpen, Untergruppe Chiemgauer Berge; erster Vorberg südlich des Chiemsees, nördlich der Kampenwand, Talort ist Bernau. Karten: AV-Karte Bayerische Alpen, Chiemgauer Alpen West, BY 17, Hochries-Geigelstein; bzw. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, Chiemgauer Alpen West, bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro oder GPS Garmin Oregon TOPO Deutschland V7 PRO.
Datum, Begleiter, Wetter
31.10.2015; Alleingang. Im Tal und in der Nähe der Gaststätten waren viele Wanderer unterwegs. Aber auch in den abgelegenen Waldpassagen bin ich dem einen oder anderen begegnet. Kein Wunder, das hervorragende Wanderwetter hat natürlich viele in die Berge gelockt. Es herrschte typisches, herbstliches Wanderwetter in Vollendung. Ein kräftiges, stabiles Hoch sorgte für blauen Himmel mit guter Fernsicht, aber auch mit einer recht dicken Hochnebelschicht über dem Flachland. Bei offenem Gelände war es richtig warm, in Waldpassagen angenehm kühl. Wind gab es kaum, er störte die Wanderung nicht.
Erreichte Gipfel
Der höchste Punkt der Tour ist der Reifenberggipfel westlich der Lindlalm mit 1001 m. Diese Stelle ist etwas versteckt in einem Waldstück. Dieser Punkt liegt nicht direkt an der Kernroute, sondern erfordert einen kleinen Abstecher, der sich wegen der guten Fernsicht nach Westen aber lohnt.
Alm(en), Hütt(en):
Adersberg, Seiseralm, An anderen Häusern und Gebäuden ist zunächst die Lindlalm auf 991 m zu erwähnen. Dazu kommen die Anwesen in Kraimoos und Aufing einschließlich des Wasserturms.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
PWanderparkplatz Unterbergham; an einer Weggabelung kurz vor Kraimoos. Adresse: Kreuzstraße 17, 83233 Bernau. Koordinaten: N = 47.804674, E = 12.371669; Geographische Daten: N = 47°48'16.8", E = 12°22'18.0"; UTM-Daten: Z = 33T, E = 303206, N = 5297936; Gauß-Krüger: R-E = 4527946.733, H-N = 5296334.353. Der Ausgangspunkt der Wanderung liegt etwas außerhalb von Bernau. Er ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht direkt erreichbar. Der zusätzliche Anmarschweg ist aber zumutbar. Die Nutzung von Rollstühlen ist nicht möglich.
Von dem kleinen Parkplatz an der Gabelung zweier Straßen geht es nach links durch den Ort Kraimoos, immer dem Wegweiser "Salinenweg" entlang. In einer Rechtskurve zweigt die Straße nach links ab und führt auf eine offene Weidefläche. Nach links gibt es einen ersten kleinen Abstecher zum ersten Aussichtspunkt, dem Wasserbehälter. Wir kommen aber wieder zurück. In der Ortschaft Aufing zweigt die Strecke nach rechts ab ("Fußweg Adersberg"), geht noch ein Stück über Weiden und führt dann in den Wald. Nach einem kurzen Stück zweigt sie Route nach rechts ab (links führt der "SalzAlpensteig" weiter) und geht direkt zum Hotel Adersberg. Um das Hauptgebäude herum führt der Weg nunmehr weiter bergauf zur Lindlalm. Dort folgte der zweite Abstecher zum westlich liegenden Gipfel, nahe einer Privathütte. Ab der Lindlalm geht der Weg eine längere Strecke quer zum Hang bergab zur Kreuzung "Am Stachl". Dort habe ich mich etwas verfranst und den direkten Weg in Richtung Seiseralm nicht gefunden. So kam ich zunächst ein gutes Stück bergab, ehe ich dann wieder nach links bergauf gehen musste. Nach der Überquerung der Wolfsschlucht über die Eisenbrücke geht es noch ein Stück durch den Wald und über eine abgerutschte Mure, ehe man auf die offene Hochfläche um die Seiseralm kommt. Nach der Alm führt der Weg in nördlicher Richtung ins Tal. Etwas weiter unten gibt es einen kurzen Byepass nach links durch den Wald, ehe man kurz vor dem Parkplatz wieder auf den Versorgungsweg kommt.
Anmerkungen:
Es ist eine Tour von nicht besonders hohen technischen Anforderungen mit nicht allzu langer Wegstecke und Wanderzeit, sowie mit relativ wenigen Höhenmetern. Spötter würden sagen, ein "Vorbergbuckel eben"; somit also für Anfänger gerade recht. Aber man sollte auch solche Touren nicht unterschätzen. Zum einen lag in feuchten Waldstrecken aufgrund der herbstlichen Zeit schon reichlich Laub, das sie zu Rutschbahnen machte. Zum anderen kann man sich trotz guter Führung durch Wegweiser auch verlaufen, das habe ich zur Kenntnis nehmen müssen. Zwei Wegpunkte sind von besonderer Bedeutung neben etlichen Aussichtspunkten in die Berge und ins Alpenvorland: der Hinweis auf den "Stachl am Brand", der als Anwesen an einem Ort lange existierte, wo es heute aufgrund der Lage mitten im Wald niemand vermuten würde. Zum andern sind die Hinweise zu nennen auf die Soleleitung mit der dazu gehörenden Wasserleitung, die als Zuleitung beizeiten gebraucht wurde. Die über 100 km lange Leitung transportierte von 1810 bis 1958 Sole (Salzlösung) mit großem Aufwand zur Verarbeitung von Bad Reichenhall nach Rosenheim.

Benachbarte Wanderungen

Haindorfer Berg
Haindorfer Berg

Haindorfer Berg - der Dornröschenberg nördlich der Kampenwand. Am steilen Westaufstieg hat man arg mit Gestrüpp und umgestürzten Bäumen zu kämpfen. Kaum jemand wagt sich dort durch. Dann aber hat man eine wunderbare Fernsicht und einen recht bequemen Abstieg über die Weideflächen der Sameralm.

Sulten
Sulten

Sulten - ein recht unbekannter Nachbar der Kampenwand. Von ihm aus kann man das Alpenvorland mit dem Chiemsee aber bestens überschauen - und auch zur Wand selbst hat man einen sehr guten Blick. Der Aufstieg vom Sultensattel ist recht einfach. Spannender ist der Weg aber vom Roßboden aus.

Erlbergkopf
Erlbergkopf

Erlbergkopf - vom Haindorfer Berg aus ist der Vorberggipfel nördlich der Kampenwand direkt gegenüber zu sehen. Mit seinen etwas mehr als 1100 Meter Höhe zeigt er sich dafür aber doch recht respektabel. Er eignet sich für eine Rundtour mit Ausgangspunkt in Adersberg, Rottau oder vom Wanderparkplatz Aigen. Von der Weissenalm aus geht es weglos über die Weide bergauf und drüben über die Vockalm wieder herunter bzw. umgekehrt, je nach Richtung der Runde.

Gedererwand
Gedererwand

Die Gedererwand ist ein Nachbarberg zur Kampenwand. Sie ist deutlich niedriger, fast genauso wild, aber erheblich weniger besucht. Wer geht schon auf einen "Nachbau", wenn das Original so nahe ist? Kurzum, die Wand ist ein Ziel für Kenner, die etwas abseits des Trubels einen sehr schönen Blick auf den Chiemsee haben möchten. Der Aufstieg dorthin ist nämlich kein Spaziergang, Trittsicherheit ist unbedingt erforderlich.

Kampenwand
Kampenwand

Kampenwand - der mächtige, unverwechselbare, vielzackige Bergstock südlich des Chiemsees. Rund um dieses Felsmassiv gibt es viele Wanderstrecken zu benachbarten Bergen. Die wichtigste Aufstiegsroute geht von der Steinlingalm nach Norden zum Gipfelkreuz. Aber dort ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig. Ansonsten ist die Tour von einigermaßen erfahrenen Wanderern zu meistern. Als Aufstiegshilfe nehmen viele die Seilbahn ab Aschau und die meisten davon bleiben an der Steinlingalm hängen.

Almentour Rottau
Almentour Rottau

Auf den Höhen westlich von Grassau und Rottau gibt es viele Almen, etliche davon zur Bewirtung für Wanderer geöffnet. Was liegt näher, als einige davon in einer Rundwanderung zu besuchen. So entstand die "Almentour Rottau". Sie beginnt mit dem Aufstieg entlang des Rottauer Baches, wechselt dann nach Osten zur Moieralm, geht hoch zum Staffn, runter zur Staffnalm und führt über die Rachlalm und Hefteralm wieder zurück. Die Strecke ist nicht ganz kurz und erfordert auch sonst Kondition zur Einkehr in vier Almen.

Bilder zur Wanderung

Ziemlich am Anfang, etwas abseits der Strecke steht ein Wasserturm, von dem aus die erste, gute Fernsicht ins Tal möglich ist. Der Abstecher dorthin lohnt sich.

Bernau, der Ort am südwestlichen Ufer des Chiemsees ist von dort besonders gut zu sehen.

Nahe dem Hotel Adersberg liegt ein gut geführter Fischweiher. Bestimmt kommt von dort die eine oder andere Forelle direkt auf den Tisch eines Gastes.

Lindlalm - dort oben steht sie, die prächtige Almhütte, nahe dem höchsten Punkt des Reifenbergs und schaut stolz ins Tal.

Von dort schweift der Blick über die nah erscheinenden Berge: im Osten sind es die "Chiemgauzwillinge" Hochfelln (links) und Hochgern.

Im Süden liegt die zackige Kampenwand, mit der vorgelagerten Gedererwand. Letztere ist kaum weniger spektakulär, aber nur wenigen bekannt.

Im Westen ist der Haindorfer Berg zu sehen mit der Sameralm (links). Für Wanderer ist der Berg nicht so interessant, wohl aber für die Skitourengeher, denen sich eine wunderschöne Abfahrt bietet (siehe benachbarte Wanderungen).

Kulturell von Bedeutung ist der Kreuzungspunkt "Stachl am Brand". Dort stand etliche Jahrhunderte lang ein Hof, der von einer Waldarbeiterfamilie bewirtschaftet wurde. Heute sieht man davon nur noch eine überwucherte Steinmauer, die einst der Eingang in den Keller war.

Auf halber Höhe am Berg führt eine eiserne Brücke über den "Schauergraben" (Wolfsschlucht). Sie hatte große Bedeutung mit der Nutzung der Saline, die von Bad Reichenhall nach Rosenheim führte.

In der Nähe führte eine Leitung mit "Aufschlagwasser" ins Tal, um beizeiten die Saline zu speisen, bzw. um die dort benötigte Energie zu liefern. Entlang einer Treppe kann man die Rohre heute noch sehen.

Seiseralm - eine Almhochfläche mit der Seiseralm und dem Seiserhof. Beides sind Hotelbetriebe, bei deren Namen man sofort an die bekannte Seiseralm in Südtirol denkt. In gewisser Weise liegt ein Vergleich auch nahe, beide haben ähnliche Aufgaben im Tourismus.

Brotbackofen bei dem Anwesen westlich der Lindlalm. Er ist noch in sehr gutem Zustand, wird wohl aber trotzdem nicht mehr genutzt.

Hauskapelle in Kraimoos. Auch kleinere Orte bzw. sogar Einzelanwesen hatten oftmals eine eigene Kapelle, die sie mit viel Liebe und Aufwand pflegten. Das ist vielerorts heute noch so; besagte Kapelle ist in gutem Zustand und irgendwer wird bestimmt bald auch die störenden Büsche kürzen.

Auf ein weiteres, erschütterndes Bild kann ich nicht verzichten, das so keineswegs zu einem schönen Wandertag passt. Es ist der Blick auf das Alpenvorland aus nur 1000 Meter Höhe in Richtung München. Es ist die dichte, graue Masse, die am Horizont alles verdeckt, der unglaubliche Dreck in der Atmosphäre. Das wird bei einer Inversionslage ganz besonders deutlich sichtbar.

 

 

 

 

 

 

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