Almen, Hütten
Wirtsalm Geigelstein
Beschreibung der Hütte
Zuletzt aktualisiert: 22.07.2024, 14:08 Uhr
- Kurzbeschreibung:
- Wirtsalm am Geigelstein - schüchtern, liebenswert und sehr wichtig. Die Brotzeitalm steht hoch oben am südseitigen Fuß des dominierenden Geigelsteins in den Chiemgauer Bergen. Es scheint, sie ist sich in aller Stille der Ehre bewusst, dort zu stehen. Wer zu ihr herauf kommt, hat sich eine einfache Brotzeit und ein Bier oder ein anderes Getränk ehrlich verdient. Nachdem die Seilbahn zur Wuhrsteinalm nicht mehr fährt, ist der Betreffende die 800 Höhenmeter auf alle Fälle ab Ettenhausen zu Fuß gegangen. Zustiege aus anderen Richtungen wären möglich, würden aber noch länger sein. Der Hinweis auf den Geigelstein ist wichtig, sonst kann es zu einer Verwechslung mit der Wirtsalm im Jenbachtal, nahe Bad Feilnbach, kommen. Den Sommer über hat sie zur Einkehr geöffnet. Von Juni bis Mitte September stehen Tiere auf der Alm und da hat sie offen. Es gibt almübliche, einfache Brotzeiten und verschiedene Getränke. Möglicherweise ist noch ein Stück Kuchen zum Kaffee zu haben, wenn nicht vorherige Besucher schon alles aufgegessen haben. Natürlich hat sie die Chefin frisch gebacken. Im Bild: Blick auf den Ostgiebel der Wirtsalm mit dem Eingang in die Hütte. Die aufgezogene weiß/blaue Fahne und die Tafel mit dem von Hand geschriebenen Angebot des Tages signalisieren die Öffnung der Hütte. Im Hintergrund ist der Kamm zwischen Breitenstein und Geigelstein zu sehen; das ist auch der Übergang hinab zur Priener Hütte und weiter in Richtung Sachrang (Erstbesuch: September 2016). Seit dieser Zeit scheint es aber einige Renovierungen an dem Gebäude gegeben zu haben.
- Gebirge, Berg, Lage, Tal
- Die Wirtsalm am Geigelstein ist eine typische Brotzeitalm in den Chiemgauer Alpen, namentlich in der Untergruppe Chiemgauer Berge. Wanderkarten die zur Alm führen: 1. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D; "Chiemgauer Alpen West". 2. Kompass Nr. 10 (1:50000), "Chiemsee Chiemgauer Alpen". 3. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro, bzw. TOPO Deutschland V7 Pro. AV-Digital und auch die Kompasskarte enthalten keine Angaben zur Bewirtschaftung. Garmin Oregon spricht von einem "Bauwerk". Seit einiger Zeit ist auch die neue ATK25 verfügbar (Amtliche Topografische Karte Bayern, 1:25000); es handelt sich für dieses Gebiet um die ATK25-Q15, Reit im Winkl (ISBN 978-3-89933-935-2). Aufgrund der aktuellen Überarbeitung und des genannten Maßstabes hat/haben diese Karte/Karten sehr viele Details für Wanderer und die möglichen anderen Nutzer.; Der genaue Standort liegt im Geigelsteingebiet und zwar südlich dieses markanten Berges am Übergang zum Breitenstein (nicht direkt am Sattel, sondern ein Stück östlich tiefer in dem Tal). Sie steht unmittelbar an der südlichen Flanke dieses bekannten Berges mit einer direkten Steigverbindung zum Gipfel, ebenso zum Breitenstein und nach Westen über dem Kamm. Vorbei am Berghotel Breitenstein und an der Wuhrsteinalm führt ein Versorgungsweg aus Ettenhausen/Schleching bis zur Wirtsalm.
- Hüttentyp, Höhe, Öffentl. Zufahrt
- Die Wirtsalm am Geigelstein ist eine typische Brotzeitalm. Im Winter dient sie auch als Selbstversorgerhütte für Personengruppen, die wohl überwiegend dort ihre Skitouren beginnen., sie liegt auf 1429 m Höhe, eine öffentliche Zufahrt ist nicht möglich. Adresse: Wirtsalm, D-83259 Schleching. Koordinaten: N = 47.702518, E = 12.337601; Geographische Daten: N = 47°42'09.1'', E = 12°20'15.4''; UTM-Daten: Z = 33T, E = 300265, N = 5286671; Gauß-Krüger: R-E= 4525444.372, H-N = 5284964.444. Die Wandermöglichkeiten und Wege zur Hütte sind einfach zu beschreiben: es gibt im Prinzip nur den guten Versorgungsweg aus dem Tal (ab Ettenhausen) kommend, der direkt zur Almhütte führt. Etwas weiter oberhalb teilt sich der dann folgende Steig. Nach rechts geht es zum Geigelstein, nach links geht es auf den Breitensteinkamm und dort teilt sich der Steig erneut. Nach links geht es weiter zum Breitenstein, geradeaus geht es bergab zur Priener Hütte. Es ist der Übergang aus dem Achental ins Priental.
- Parken:
- Die Alm ist über einen Versorgungsweg zu erreichen. Übliche Straßenfahrzeuge können und dürfen dort nicht fahren. Deshalb braucht es auch keine Parkplätze. Nächstgelegene Möglichkeit zum Parken ist der große Platz an der ehemaligen Seilbahn. Die Anfahrt erfolgt ab der Autobahn A 8 an der Ausfahrt Bernau erst auf der B 305 (Deutsche Alpenstraße) über Rottau und Grassau bis Marquartstein. Nach diesem Ort zweigt die B 307 nach rechts ab und verläuft durch das Achental nach Kössen. Weiter geht es mit Durchfahrt von Ettenhausen bis zu den nach wie bestehenden großen Parkplatz an der ehemaligen Seilbahn.
- ÖPNV:
- Eine Anreise mit ÖPNV unterscheidet sich nur wenig von der individuellen Anreise bis zur Ortsmitte von Ettenhausen. Ab dort ist noch ein kurzer Weg bis zum Ende der öffentlichen Straßen an der Seilbahn nötig. Früher gab es noch die Seilbahn, die bis zur Wuhrsteinalm fuhr, die ist aber seit längerer Zeit eingestellt.
- Barrierefreiheit:
- Mit dem Rollstuhl oder dem Kinderwagen ist es im Prinzip möglich, über den sehr guten Versorgungsweg bis zur Alm zu kommen. Die dortigen Hindernisse sind dann nicht mehr der Erwähnung wert. Technisch unmöglich ist das nicht, wegen der vielen Höhenmeter aber in der Praxis sehr fraglich. Das gilt jedoch nicht für eine Sondergenehmigung, die es erlaubt, dass Fahrzeuge betreffende Personen befördern. Ob das möglich ist, weiß ich nicht. Für die Anfahrt zum Berggasthof Streichen wird das gestattet und es ist anzunehmen, dass die gleiche Gemeinde das am anderen Berg auch macht.
- Kontaktdaten, Öffnungszeiten, Gastronomie
- (ohne Gewähr; es wird dringend empfohlen, Öffnungszeiten bzw. Bewirtschaftung vor der Wanderung aktuell zu erkunden)
- Hüttentelefon: +49 8649 877 (Hof, zu dem die Alm gehört, Niederhauser). Eine eigene Internetseite ist nicht bekannt. Über das Touristikportal (Achental, siehe unten) ist die Tel.-Nr. +49 8649 358 bekannt. "Agrarkulturerbe" nennt eine weitere Nummer, wobei aber fraglich ist, ob sie noch gültig ist. ; Internet: www.achental.com/ort/wirtsalm-1/
- Die Wirtsalm hat zur Weidezeit von Anfang Juni bis Ende September geöffnet; einen Ruhetag gibt es in dieser Zeit nicht. Am Aushang der Talstation der Bergbahn in Ettenhausen weist ein einfaches Schild auf die Öffnungszeit hin. Im Angebot stehen die klassischen Brotzeitgerichte, also Brot mit Speck, Käse oder gemischte Platten, sehr liebevoll garniert. Dazu gibt es verschiedene Getränke wie Bier, Radler usw. Die Almerin lässt es sich nicht nehmen, auch einen Kuchen zum Kaffee zu backen. Möglichkeiten für Übernachtungen bestehen verständlicherweise nicht. Die Alm ist in der Winterzeit als Ganzes von Gruppen (wohl überwiegend Skifahrer) zu mieten. Vor nicht allzu langer Zeit gab es unmittelbarer Nähe noch weitere "Almwirtschaften" wie den Grafn-Kaser, vom Verpflegungsangebot durchaus mit der Wirtsalm vergleichbar. Er ist aber seit einiger Zeit geschlossen. Ansonsten sind das Berghotel Breitenstein und die Wuhrsteinalm zu nennen. Beide haben sich aber nach der Schließung der Seilbahn auf die veränderte Situation der möglichen Gäste eingestellt. Das Berghotel ist jetzt ein Tagungs- und Seminarort, auf dem Tagesgäste keine Verpflegung finden. Auch die Wuhrsteinalm ist sehr stark auf Wandergruppen eingestellt, wobei zwar zufällig ankommende Personen noch versorgt werden, aber nicht im Blickfeld der Entwicklung sind. Wie es scheint, haben die Änderungen in der Gastronomie ihren Grund darin, dass die Seilbahn nicht mehr fährt und deshalb nur noch wenige Spezialisten aufsteigen. Sie sind für eine professionelle Gastronomie einfach zu wenig.
- Gebäude/Umgebung, Almwirtschaftl. Nutzung
- Die Wirtsalm ist ein einfaches Gebäude mit gemauertem und weiß angestrichenem Erdgeschoß auf einem gemauerten Sockel. Der Dachaufsatz ist aus Holz, alles befindet sich in sehr gutem Pflege- und Renovierungszustand. Die Hütte ist vergleichsweise schmal und sehr lang, keine unübliche Bauweise. Der First ist von Ost nach West gerichtet. An der östlichen Giebelseite befindet sich der Eingang in den Wohnbereich, dem dann Wirtschaftsteile und der Stall folgen. An der Westseite gibt es noch einen hölzernen Anbau. Dem Eingang vorgelagert ist der klassische Vouhaagl auf befestigtem Naturboden, abgetrennt durch Holzstangen und Bretter und an beiden Seiten geschützt durch Holzwände. In diesem Vorraum befinden sich auch einige Tische und Bänke für die Besucher. Das Gebäude steht am steilen Südhang auf einer kleinen Ausebnung, etwas gegen den Berg geschützt durch eine Felswand. Im Rücken der Alm liegt der Sattelkamm zwischen Geigelstein und Breitenstein. In dem weiten Kessel mit den vielen Steinrinnen und Latscheninseln fühlen sich Murmeltiere besonders wohl und heimisch. Die Fernsicht ins Tal und weiter auf die östlich liegenden Berge und Almen ist herrlich.
- Auf der Alm stehen etwa 35 - 40 Jungtiere. Es gibt zwar noch die Einrichtungen aus früheren Zeiten zum Melken, aber an den Auftrieb der Milchkühe ist aus verschiedenen Gründen nicht mehr zu denken.
- Anmerkungen
- Das Tal östlich des Geigelsteins bzw. Breitenberg ist altes und vor allem sehr weites Almland. Dass darin Brotzeitalmen zu finden sind, liegt nahe. Die Wirtsalm deckt den oberen Teil des Tales ab, sie ist seit über 500 Jahren bekannt. Die Blüte dieser Gegend lag noch vor relativ kurzer Zeit in der dort hinauf führenden Seilbahn begründet. Das ist aber Geschichte und es war auch der Grund für die großen Veränderungen. Geblieben ist in der ursprünglichen Form nur die Wirtsalm. Andere Almen sind entweder geschlossen oder orientieren sich anderweitig. Ihren Namen hat sie vermutlich von einem früherem Besitzer, einem "Wirt" aus Schleching. Das einfache, etwas schüchtern wirkende Gebäude macht auf den Besucher sofort einen sehr sympathischen Eindruck. Es vermittelt ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit; die noch weiter unten spürbare Hektik ist total verschwunden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es einfach erhebend ist, von oben hinunter ins Tal zu sehen. Eine einfache Tafel weist in Handschrift darauf hin, dass geöffnet ist und was es gibt. An der Hauswand hängt dann noch eine Art Speisenkarte mit den Preisen. Die Sitzmöglichkeiten vor dem Haus sind etwas begrenzt, reichen wohl aber aus, um alle einkehrenden Wanderer zu versorgen. Bei schönem Wetter und größerem Andrang lässt sich das durchaus erweitern. Bei schlechterem Wetter gestattet die freundliche Almerin, auch mal ausnahmsweise in der mollig warmen Stube Platz zu nehmen. Es war mir unverständlich, warum einige andere Wanderer an dieser Hütte vorbei gegangen sind. Ich jedenfalls finde, eine Einkehr ist bei solchen Gelegenheiten Pflicht. Sie sorgt dafür, dass die Almen bewirtschaftet bleiben und dass damit auch die Landschaft so bleibt wie sie ist, nämlich mit Tieren den Sommer über auf den Bergen. Ansonsten würde ein solches Tal sehr schnell zuwachsen, verwildern und die Attraktivität total verlieren. "Professionelle Landschaftspflegedienste" könnten nie und nimmer dafür sorgen, dass der Wert der Landschaft für Touristen erhalten bleibt, abgesehen davon, dass keine einzige Gemeinde das finanzieren könnte.
Wanderungen zur Hütte