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Ammerschlucht Peiting



Ammerschlucht Peiting

Zuletzt aktualisiert: 25.10.2024, 10:12 Uhr

Kurzform
Ammerschlucht Peiting - wandern "drunten" entlang der Ammer. Der Zusatz Peiting ist wichtig, weil damit nur der Streckenteil zwischen dem Kalkofensteg und dem Waldhaus Schnalz gemeint ist. Als Schlucht werden im Weiteren auch die Streckenteile zwischen Scheibum (südlich von Bayersoiern mit den Schleierfällen) und Peißenberg bezeichnet. An sich ist die insgesamt nur 80 km lange Ammer schon an der Quelle in Oberammergau als ein sehr gemütlicher Fluss bekannt, auch wenn sie auf ihrem Weg etliche Kurven macht über Unterammergau, Rottenbuch und Weilheim, ehe sie im Ammersee "untergeht" und ihn am Nordrand als Amper wieder verlässt. Nahe Peiting versperrt ihr die Südkante des Hohenpeißenberg allerdings den Weg und sie muss in einem Knie nach Osten weiter. Das geht nicht ohne Eingrabung in das lockere Gestein der Moränenlandschaft, eine stärkere Ausprägung der Schlucht ist die Folge. Man könnte glatt meinen, der Fluss ist darüber verärgert, er wird ein gutes Stück wilder. Für uns Wanderer entwickelt sich das zu einem Glücksfall, denn wir können dort recht romantisch am Wasser entlang wandern. Erst später wenn sie wieder nach Norden fließt und sie sich beruhigt hat, erreicht sie die Raistinger Senke und den Ammersee. Im Bild: Blick auf das Wehr, das ein Stück östlich des Kalkofenstegs den Wasserlauf beruhigen soll. Bootsfahrer müssen vorher aus dem Wasser, können aber weiter unten wieder zurück auf den Fluss (Erstwanderung: Oktober 2024).

Hintergrundinfo
Eine Gebirgsklamm ist eine besonders enge Form einer Schlucht, bei der in der gesamten Talsohle Wasser fließt und sich weiter in das Gestein einfrisst. Die Wände sind fest und es erodiert in der Regel nur wenig Material ab. Solche Formationen entstehen nur beim Austritt eines Flusses aus hohen Bergen z.B. die Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen. Sie ist gekennzeichnet durch teilweise sehr steile, hohe Felswände, durch die der Fluss sich seinen Weg sucht. Sehr oft sind die Wände sogar überhängend. Dadurch kann sich kaum eine Vegetation ansiedeln. Die nächste, zahmere Stufe eines "Flussbettes" ist die Schlucht. Charakteristisch ist die deutlich breitere Sohle, in die ständig lockeres Material von den Seiten abbröckelt. Schluchten entstehen auch außerhalb der Gebirge, z.B. wenn der Fluss durch lockeres Gletschermaterial fließt. So ist das auch mit der Ammer wenn sie in Höhe Peiting von der Süd/Nord- in eine West/Ost-Fließrichtung übergeht. Dort sind sehr romantische Wanderungen möglich. Allerdings hat das seine Grenze, wenn die Abbröckelung in den Flusslauf zu groß wird und dadurch eine zu große Gefahr entsteht. Im Extremfall kann das zu einer Sperrung führen, wie in der Pähler Schlucht geschehen. Für die Ammerschlucht besteht diese Gefahr nicht.
Schwierigkeit:14.2leicht (<27.5)
Tracklänge:6,82 kmkurz (0-8 km)
Wanderzeit:2:20 h*kurz (0-3 h)
Höhensumme:140 mgering (0-400 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
WWP Schnalzstraße730
Beginn Abstieg725 0:150,80
Kalkofensteig650 0:280,64
Rückkehr kleine Runde650 0:121,06
Flusswehr640 0:191,06
Wegedreieck Forststraße626 0:150,72
Waldhaus Schnalz636 0:140,65
WWP Schnalzstraße730 0:372,63

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Andere Wandergebiete (Voralpenland); Untergebiet Pfaffenwinkel. Die Wanderstrecke liegt südlich von Peiting resp. Hohenpeißenberg, nur wenig weit östlich des Lechs. Die Ammer hat dort schon ein gutes Stück recht ruhigen Flusses seit ihrer Quelle in Oberammergau hinter sich, ehe sie die Gletscherablagerungen auf ihrem weiteren Weg zwingen, sich tief einzugraben. Wanderkarten für diese Tour: wichtigste analoge Karte ist mit Sicherheit die "Amtliche Topografische Karte Bayern ATK25", namentlich das Einzelblatt O-09 "Peißenberg mit Bad Kohlgrub, Rottenbuch und anderen Orten". Sie hat den Maßstab 1:25000 und ist 2022 erschienen. Damit ist sie allen anderen Karten in punkto Aktualität und Details überlegen. Aber auch die gute alte Kompass Wanderkarte Nr. 179 "Pfaffenwinkel" im Maßstab 1:50000 ist zu erwähnen. An digitalen Karten kommen die GPS-gestützten Geräte in Frage. Ich selbst nutze GPS Garmin Oregon 600, TOPO Deutschland V7 Pro. Für eine Vorplanung ist aber auch Google-Maps sehr nützlich. Die genaue Lage der Schlucht liegt südlich von Peiting, resp. Hohenpeißenberg.
Datum, Begleiter, Wetter
17.10.2024; Renate, Gitte und Sepp sind mit mir zusammen diese Wanderung gegangen. Außer uns waren noch etliche andere Wanderer unterwegs, vornehmlich Einzelpersonen. Allerdings begegnete uns eine größere Gruppe von Wanderern (etwa 20 Personen), die die Runde rechts herum gegangen sind. Dafür waren deutlich mehr Radfahrer mit und ohne Motor unterwegs als Fußgänger. Sie hielten sich weitgehend daran, dass sie sich nur auf dem östlichen Teil der Strecke nahe dem Waldhaus Schnalz und auf der Forststraße zum Parkplatz am Ausgangspunkt aufhalten durften. Es war der vermutlich letzte Tag des Jahres, den man schlechthin als "Goldener Oktober" bezeichnen konnte. Bereits früh hatte die Sonne die wenigen Hochnebelfelder aufgelöst und schien nun durchgehend vom blauen Himmel. Die Temperaturen kletterten recht bald auf über 20 °C und pendelten sich bei 23 - 25 °C ein. Erst am späten Nachmittag sanken sie dann recht rasch ab, als sich Schleierwolken ausbreiteten. Der Wind wehte kaum spürbar. Die Sicht konnte man als gut bezeichnen.
Erreichte Gipfel
Einen Gipfel im klassischen Sinne gibt es auf dieser Wanderung nicht, der höchste Punkt liegt mit 730 Metern am Wanderparkplatz Schnalz also am Ausgangspunkt. Alle übrigen Streckenteile liegen darunter, an der tiefsten Stelle östlich des Flusswehrs um etwa 100 Meter.
Alm(en), Hütt(en):
Dragoner Peiting, Abgesehen von den regulären Häusern von Peiting - auch noch direkt am Wanderparkplatz - sind nur noch das Waldhaus Schnalz (ein Forsthaus mit weiteren Gebäuden) an der Ostseite der Strecke, die massive Holzbrücke am westlichen Knie des Wasserlaufes und eine weitere kleine, kaum genutzte Holzhütte am Aufstieg aus dem Tal zum Parkplatz zu nennen.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Schnalzstraße. Adresse: Schnalzstraße 4, D-86976 Peiting. Koordinaten: N = 47.777798, E = 10.950705; Geographische Daten: N = 47°46'40.1'', E = 10°57'02.5''; UTM-Daten: Z = 32T, E = 646134, N = 5293446; Gauß-Krüger: R-E = 4421467.447, H-N = 5293812.507. Die Anreise mit dem PKW erfolgt in der Regel ab München über Weilheim und dann auf der St. 2058 in Richtung Peißenberg. Im Osten dieser Stadt mündet die Strecke auf die B 472 nach Süden ein. Dann geht es im großen Bogen südlich um Peißenberg und Hohenpeißenberg herum. Nach einem weiteren Stück nach Westen und erneut nach Süden verlassen wir dann die Bundesstraße und winden uns - jetzt in einem kleinen Bogen - auf die Schnalzstraße, die uns zum Wanderparkplatz am Waldrand führt. Alternativ fahren wir mit der S-Bahn, resp. mit dem Zug (RBB) über Weilheim nach Peiting. Dort geht ein Bus (Linie 9656) in das Gewerbegebiet Peiting Süd, der Rest führt dann über die Schönriedelstraße und August-Moralt-Straße in die Schnalzstraße. Die Anreise ist jederzeit auch mit Rollstuhl oder Kinderwagen möglich. Auf dem beschriebenen Weg kommt man damit allerdings nicht in das Tal. Das geht nur weiter östlich über die Forststraße.
Die Wanderung beginnt mit einem Gang am Ende des Parkplatzes nach rechts auf eine etwas breitere Schneise, mit Info-Tafeln und anderen Schildern deutlich als Wanderweg zu erkennen. Nach etwa 800 Metern Strecke verengt sich der Weg, wird zu einem Pfad, der dann mit vielen kleinen Windungen über zahlreiche Wurzel- und Steinstufen ins Flusstal führt. Auch einige Treppenstufen sind dabei, also durchaus alpin und nicht ungefährlich über rutschige Felsen. Dann taucht unvermittelt der Fluss mit dem massiven Holzsteg auf, der zum anderen Ufer führt. Er ist genau an der Stelle, an der der Fluss das Knie hat, aus Süden kommt und nach Osten weitergeht: es ist der vielgenannte Kalkofensteg. Hüben und drüben führt eine kleine Treppe hinauf, denn der Steg ist etliche Meter über dem Normalwasser. Hoffentlich ist das hoch genug, dass Hochwasser den Steg nicht beschädigen kann. Ein Schild macht darauf aufmerksam, dass es auf der anderen Seite zu den Schnalzhöhlen geht. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und marschieren los. Nach kurzer Zeit kommen wir zu einer arg baufälligen Holzbrücke über einen Triftkanal, trauen dem Frieden nicht und kehren um; na dann halt keine Höhlen. An der westlichen Uferseite entdecken wir einen Geländeabbruch, der das Kalkgestein freilegt. Wir können erahnen, wie mächtig diese Formation ist/war, wohlgemerkt alles Sekundärgestein, entstanden durch Quellung und Sintern von höchster Reinheit an kohlensaurem Kalk. Das ist ein Glückfall um nach Brennen und Ablöschen mit Wasser einen Baustoff zu erhalten, ideal zum Mauern und Malern. Am nördlichen Ufer studieren wir die vielen Infotafeln und machen uns dann auf dem Uferweg weiter nach Osten am Fluss entlang. Ein Schild weist die Bootsfahrer an, jetzt den Fluss zu verlassen, denn am bevorstehenden Wehr besteht Lebensgefahr, sollte jemand versuchen mit dem Boot dort drüber zu kommen. Dann stehen wir vor dem Wehr, das den Fluss in voller Breite absperrt und die Fließgeschwindigkeit bremst. Etwas weiter unteren erlaubt es eine Steintreppe, die Boote wieder ins Wasser zu lassen. Der Weg entfernt sich jetzt etwas vom Ufer und verläuft durch den naturbelassenen Auenwald. An einem Wegedreick münden wir auf eine Forststraße ein und wissen, dass sie uns wieder zurückführen wird. Erst aber gehen wir noch ein Stück weiter und kommen zu einem weiteren Ziel. Dem Waldhaus Schnalz. Es ist eine genutzte Forsthütte. Natürlich ist sie nicht für Wanderer bewirtet, aber die massiven Tische und Bänke vor dem Haus erlauben es, darauf für eine Rast Platz zu nehmen und mitgebrachte Speisen zu verzehren. Natürlich nehmen wir den Abfall wieder mit. Renate setzt sich noch kurz auf dem aus einem Baumstamm gesägten Thron und lässt sich fotografieren. Der Rückweg verläuft recht unspektakulär in gleichmäßiger Steigung den Berg hoch zum Parkplatz. Im oberen Teil hat die Forststraße etliche kleine Kurven, angepasst an das Gelände.
Anmerkungen:
Vor einiger Zeit haben wir eine Wanderung im Quellgebiet der Ammer durchgeführt (siehe Wanderung "Ammerquellen"). Da kam natürlich der Wunsch auf, den Fluss auch in seinem späteren Lauf zu sehen. Als sehr gute Gelegenheit für eine leichte Wanderung nach längerer Pause wegen einer Hüftoperation bot es sich für mich an, die Ammerschlucht in ihrem Teil nahe Peiting zu wählen. Neben der einmaligen Landschaft selbst war es die Vergangenheit mit dem Abbau und Brennen von Kalk, die uns angelockt hat. Das Brennen ist selbst nicht mehr zu sehen, wohl aber gibt es etliche Spuren und Hinweise, wie es gewesen sein könnte und welche Bedeutung das gehabt hat. Bekanntlich gibt es in Mitteleuropa seit weit mehr als 1000 Jahren Steinbauten (Kirchen, Burgen usw.) für deren Erstellung Kalkmörtel erforderlich war. Den kann man unter Verwendung von Löschkalk und Sand herstellen. Zu Löschkalk kommt man aber nur, indem der in der Natur vorkommende kohlensaure Kalk zu Branntkalk gebrannt und anschließend mit Wasser zu einer Kalkmilch abgelöscht wird. Je reiner das Ausgangsmaterial ist, umso besser ist die Qualität des Mörtels. Die Ammerschlucht ist ein Ort, der wohl schon sehr früh das geliefert hat. All das in einer Wanderung in Erfahrung zu bringen, das macht diese Tour aus. Und wenn ergänzend dazu auch noch in einem nahe gelegenen, traditionellen Wirtshaus die Einkehr möglich ist, dann wird der Tag perfekt.

Bilder zur Wanderung

Das Höhenprofil zeigt den zunächst recht flachen Verlauf der Tour, der aber vor dem Fluss dann sehr steil wird. Im weiteren Verlauf geht es leicht begab. Der Aufstieg zurück zum Parkplatz ist dann sehr gleichmäßig steil; insgesamt also sehr einfach.

Der Wanderparkplatz findet sich direkt am Ende der Schnalzstraße, das letzte Haus steht direkt daneben. Gebühren fallen keine an.

Ein kurzes Stück des Abstiegs zum Kalkofensteg ist sehr steil. Durchaus alpin, gutes Schuhwerk ist unbedingt zu empfehlen.

Der massive Steg aus Holz ist ein paar Meter erhöht, damit Hochwasser ihn nicht gefährden kann.

Die gesamte Strecke ist mit Rastbänken, Hinweisschildern und andern Informationen recht gut bestückt.

Blick vom Holzsteg auf den Fluss bzw. in die Schlucht. Es ist gut vorstellbar, dass er bei Hochwasser sehr wild sein kann.

Die Strecke führt recht sicher größtenteils auf einem kleinen Damm entlang. Es wird eine sehr entspannte Tour.

Waldhaus Schnalz, eine genutzte Forsthütte. Früher war es bestimmt auch das Wohnhaus des Försters. Es gibt Platz für eine gemütliche Rast, aber den Abfall bitte wieder mitnehmen.

Irgendein Künstler hat aus einem Baumstamm einen Thron gesägt. Das ist natürlich die Gelegenheit, sich recht fotogen zu präsentieren.

Pfarrkirche St. Michael in Peiting. Die fast 1000 Jahre alte Kirche war nie mit Reichtümern gesegnet. Kurioserweise erfuhr sie durch die Säkularisation aber eine Aufwertung mit Gegenständen, die aus anderen, aufgelösten Klosterkirchen stammten.

 

 

 

 

 

 

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