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Gamswand



Gamswand

Zuletzt aktualisiert: 19.07.2022, 10:49 Uhr

Kurzform
Die Gamswand ist ein recht versteckter, unbekannter Berg im südlichen Wendelsteingebiet, östlich der Rotwand. Für eine Umrundung eignet sie sich sehr gut. Einen klassischen Gipfel erreicht man dabei nicht. Spektakulär wird die Strecke aber durch einen Aufstieg im weglosen Steilgelände. Nur ein Rudel Gamsen ist dafür tatsächlich mein Zeuge gewesen. Im Bild: die Gamswand zieht sich als recht massiver Bergstock im Bogen um die schön gelegene Seewiesaualm herum. Unten ist die Niederhoferalm, rechts der Dürrmiesing, dazwischen die Schellenbergalm zu sehen. (Erstwanderung: Juli 2013; aktualisiert: Januar 2021)

Hintergrundinfo
"Gamswand" - das hört sich nicht nach einem klassischen Gipfel an, und so ist es auch. Die Wand ist knapp 1600 Meter hoch, eine offizielle Wanderroute führt aber nicht hinauf. Sie liegt eingeklemmt zwischen den bekannten, deutlich höheren Nachbarn Dürrmiesing, Ruchenköpfe und Maroldschneid. Nach Norden läuft das etwas aus in das Tal mit Niederhoferalm und Klareralm, ehe es zum Seebergkopf (Bayrischzell) erneut hochgeht.
Nachdem der "Gipfel" also für normale Wanderer tabu ist, machen wir eine Umrundung daraus. Wesentliche Teile der Strecke zwischen der Niederhoferalm und den Soinalmen gehen allerdings nahezu weglos durchs Gelände. Deshalb ist das eine Wanderung, die man nicht jedem empfehlen kann.
Einkehren kann man auch, natürlich. Nicht auf der Seewiesalm, aber vorher in der Niederhofer- oder Klareralm, am Abstieg dann in der Schellenbergalm. Letzteres ist sogar ein Muss wenn man vom Soinsee kommt und ins Tal will.
Schwierigkeit:40.0anstrengend (>40)
Tracklänge:15,5 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:4:45 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:750 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Parkplatz Flugplatz, Geitau793
Brücke/Abzweigung850 0:32
Niederhofersattel1060 0:31
Niederhoferalm1046 0:06
Seewiesaualm1307 0:46
Soinalmen1400 0:47
Ruchenkopfhütte1509 0:28
Soinsee1459 0:07
Schellenbergalm1348 0:13
Brücke/Abzweigung850 0:50
Parkplatz Flugplatz, Geitau793 0:25

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Bayerische Voralpen, südliches Mangfallgebirge. Die Gamswand liegt östlich der Rotwand, nördlich der Maroldschneid. Talorte sind Geitau und Osterhofen. Karten: Kompass Wanderkarte Nr. 8, Tegernsee/Schliersee/Wendelstein; bzw. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, Mangfallgebirge Ost, bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V 4 Pro oder TOPO Deutschland V 7 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
28.08.2014; Alleingang. Auf den Strecken zwischen Soinalmen, Soinsee und Schellenbergalm konnte ich viele Wanderer antreffen, auch einige Mountainbiker. Im weglosen Steilgelände zwischen Niederhoferalm, Seewiesaualm und Soinalmen war verständlicherweise niemand zu sehen, außer den schon erwähnten Gemsen und natürlich dem Almerehepaar auf der Seewiesaualm. Das Wetter war mit vielen Wolken, einigen sonnigen Abschnitten und kühlen Temperaturen zwar nicht schön, für eine Wanderung aber dann doch recht gut. Dafür konnte man sich über eine gute Fernsicht freuen, Aussichtspunkte gab es dafür genug.
Erreichte Gipfel
Auf dieser Runde wird kein Gipfel erreicht; der Gipfel der Gamswand (1592 m) ist für offizielle Routen nicht zugänglich. Die höchste Stelle dieser Tour lag daher mit 1509 m an der Ruchenkopfhütte.
Alm(en), Hütt(en):
Schellenbergalm , Klareralm, Niederhoferalm , Neben den Einkehrhütten sind noch eine Reihe von anderen Hütten zu nennen: Seewiesaualm (1307 m), untere Soinalmen (3 Hütten auf 1400 m), obere Soinalm (1440 m), Ruchenkopfhütte (1507 m), Untersteilenalm (1180 m).
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Geitau (südliches Ortsende nahe des Segelflugplatzes). Adresse: Geitau 30, D-83735 Bayrischzell. Koordinaten: N = 47.687026, E = 11.959244; Geographische Daten: N = 47°41'13.3", E = 11°57'33.3"; UTM-Daten: Z = 32T, E = 722069, N = 5285758; Gauß-Krüger: R-E = 4497046.624, H-N = 5283187.569. Der Ausgangspunkt der Tour ist im Prinzip auch mit dem ÖPNV zu erreichen; der Bahnhof Geitau liegt nur 1 km weit entfernt. Für Rollstühle eignet sich die Strecke nicht. Als Ausnahme ist der Aufstieg zu Klareralm, Niederhoferalm und zur Schellenbergalm auf den dorthin führenden Versorgungswegen zu erwähnen. Ob das auch für die doch recht große Entfernung zur Schellenbergalm auch gilt, kann ich schlecht einschätzen, technisch würde es gehen.
Vom Parkplatz geht es erst einmal in Richtung Flugplatz rechts durch das Wiesengelände. Am Beginn des Waldes führt dann der Weg leicht bergauf. An einer Abzweigung nach links gehen, Richtung Niederhoferalm. Am Ende des Waldes über den kleinen Sattel leicht bergab zur Niederhoferalm. Von dort nach rechts bergauf in den Wald und auf einem nur noch stellenweise erkennbaren Hirtensteig bis zur Seewiesaualm aufsteigen. Anschließend führt der Weg zunächst ein Stück auf dem Versorgungsweg nach links, dann aber erfolgt erneut der weglose Aufstieg nach rechts mit Überquerung des Kammes. Fast höhengleich geht es weiter über die Wiesen zu den unteren Soinalmen. Weiter bergauf bis zur Ruchenkopfhütte. Dann nach rechts in den Wald und Abstieg zum Soinsee. Anschließend auf dem Versorgungsweg bergab zur Schellenbergalm und auf dieser Straße weiter ins Tal. An der Abzweigung bei der Brücke mündet der Weg auf den Anstiegsweg. Entlang des Flugplatzes geht es abschließend zurück zum Parkplatz.
Anmerkungen:
Es war eine besondere Tour in der Reihe meiner Wanderungen. Diesmal kann ich das Gehen auf dieser Strecke aber nur denjenigen empfehlen, die absolut trittsicher sind und einen guten Orientierungssinn haben. Ich bin zwischen der Niederhoferalm und den Soin-Almen eine Route gegangen, die zwar noch in Karten eingezeichnet ist, die es aber nicht mehr gibt. Es war nur stellenweise der ehemalige Pfad erkennbar, der Rest führte weglos durch das Steilgelände im Wald bzw. über Weiden. Gegangen wird diese Stecke nur hin und wieder von den Almern. Das hat aber zu einem Besuch auf der wunderschönen Seewiesaualm geführt - was ich ja wollte - und zu einem recht erfreulichen Gespräch mit dem Almer Sepp und seiner Frau. Gleiches ist mir dann auch noch auf der Ruchenkopfhütte passiert, einer privaten Vereinshütte, die aber an diesem Tag gerade besetzt war. Auch dort kam es zu einem sehr erfreulichen Gespräch über die Berge im Allgemeinen und die Gegend im speziellen mit einem Gast der Hütte bei einer Flasche Bier. Zum Abschluss kehrte ich auf der Schellenbergalm ein, einer ebenfalls besonderen Hütte. Kurzum - eine unvergessliche, erfreuliche Tour, die aber in dieser Form nicht jedermann zu empfehlen ist.

Benachbarte Wanderungen

Elbacher Kreuz
Elbacher Kreuz

Das Elbacher Kreuz, auch Türkenköpfl genannt, ist eigentlich nur ein Gipfelkreuz auf einer Kammnase zwischen Schweinsberg und Wendelstein. Der letzte Teil des Anstieges - egal aus welcher Richtung man kommt - ist dann doch recht anspruchsvoll. Trittsicherheit ist erforderlich. Man spürt dort oben jedenfalls das angenehme Gefühl, auf einem richtigen Berg zu sein und freut sich, diesen entdeckt und erreicht zu haben. Die Wahrscheinlichkeit von anderen Personen dort oben gestört zu werden, ist gering.

Heissenplatte
Heissenplatte

Heißenplatte - man wird diesen Berg hassen oder lieben. Hassen, weil es ohne Gnade und ohne Pause zusammenhängend 800 Höhenmeter bergauf geht, ab der Geitauer Alm sogar weglos. Lieben, weil auf diesem exponierten Berg die Fernsicht ins Leitzachtal und zum Wendelstein einfach grandios ist und sich das herrliche Gefühl einstellt, eine "ordentliche" Tour zu machen. Auf der Geitauer Alm wartet dann die wohlverdiente Brotzeit.

Schweinsberg
Schweinsberg

Der Schweinsberg steht in einer Bergkette, beginnend mit dem Wendelstein, dem Elbacher Kreuz und schließt im Norden mit dem Breitenstein/Bockstein ab. Er fristet dort ein Schattendasein, das er aber nicht verdient. Er ist recht einfach (aber nicht ganz kurz) zu erreichen, meist ab Fischbachau, aber auch durch das Jenbachtal. Ab der Kotalm geht es allerdings stellenweise über baazige Wege. Der Südgipfel hat ein wunderschönes Gipfelkreuz und beste Fernsicht. Wer gerne etwas einsamer unterwegs ist, dem sei dieser Berg empfohlen.

Hochmiesing
Hochmiesing

Der Hochmiesing ist ein Nachbarberg der bekannten Rotwand. Etwas östlich liegt er, ist drei Meter niedriger und hat nur einen Aufstieg vom Miesingsattel aus. Will man zu ihm hoch, so erfordert das einen gezielten Weg dorthin. Der Lohn ist die Ruhe, die auf seinem Gipfel herrscht, im Gegensatz zur überlaufenen Rotwand. Als Nachteil ist aber auch zu vermerken, dass keine Einkehrmöglichkeit in seiner Nähe liegt. Das Taubensteinhaus und das Rotwandhaus liegen ein Stück entfernt, lassen sich aber gut in die Runde einplanen.

Seebergkopf
Seebergkopf

Bei Bayrischzell denkt man unweigerlich an den Wendelstein. Dabei steht aber auf der anderen Seite des Leitzachtales ein Berg mit dem versteckten Namen Seebergkopf. Genau wie sein Name ist auch der Berg selbst auf den ersten Blick etwas unscheinbar. Und deshalb entpuppt er sich als Geheimtipp. Er verlangt durchaus Kondition und bietet dann eine sehr gute Fernsicht, wenn man oben ist. Drei Brotzeitalmen säumen den Weg, sofern man eine Rundwanderung mit dem Abstieg durch das Wackbachtal daraus macht.

Wasserspitz
Wasserspitz

Der Wasserspitz reiht sich in die Kette mit Bodenschneid und Rinnerspitz ein, Tegernsee und Schliersee sind davon etwa gleich weit entfernt. Das ist die Heimat des Jennerwein Girgl. Der einfachste Aufstieg beginnt an der Raineralm und setzt sich als Überschreitung zum Rinnerspitz fort. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Wandern in diesem Gelände kein Spaziergang, zumindest am Aufstieg zum Gipfel. Einkehren kann man auch, nämlich auf der Kühzaglalm und auf der Raineralm.

Rotwand
Rotwand

Die Rotwand ist mit ihren 1884 Metern Höhe unzweifelhaft die Königin unter den Bergen östlich des Spitzingsees. Dazu gehört auch das Rotwandhaus, eine sehr leistungsfähige AV-Hütte des TAK München, die am Fuße des Berges steht. Beide zusammen gibt es eigentlich nur im Paket. Entsprechend oft werden beide fast das ganze Jahr über besucht. Wer etwas mehr Kondition hat, kann eine Rundtour daraus machen und dann auch noch den Taubenstein, Auerspitz, Hochmiesing oder Rauhkopf als weitere Gipfel einbeziehen.

Bilder zur Wanderung

Niederhoferalm vom Anstieg zur Gamswand aus gesehen. Im Hintergrund liegt der Seeberg. Mit der dortigen Sennerin war ich von einem früheren Besuch bekannt. Nachdem sie erfuhr, dass ich zur Seewiesaualm hoch wollte und mir den Weg erläuterte, hatte sie gleich einen Auftrag für mich: ich sollte dem dortigen Almer zehn Eier mitbringen. Für mich war das natürlich eine Ehre.

Seewiesaualm. Sie ist wunderschön, sehr gepflegt und hat eine phantastische Lage an den Osthängen der Gamswand mit unvergleichlicher Fernsicht. Zur Bewirtung hat sie nicht geöffnet. Ich ging zur Hütte, rief nach dem Almer Sepp und übergab ihm die Eier. Zur Belohnung gab es einen Schnaps und ein sehr persönliches Gespräch. Das sind die Momente, die das Wandern ganz besonders erfreulich machen.

Nach dem Überstieg über den östlichen Kammausläufer der Gamswand geht es in das malerische Sointal hinein. Es hat eine Versorgungszufahrt vom Ursprungtal aus. Im Westen ist es durch die Ruchenköpfe abgeschlossen. Drei Hütten liegen im unteren Teil in unmittelbarer Nähe zueinander. Zur Bewirtung hat davon ebenfalls keine geöffnet. Sie waren am Wandertag dabei, sich auf den Abtrieb mit ihren Tieren vorzubereiten.

Ruchenkopfhütte im Osten der Ruchenköpfe, dem bekannten Klettergebiet. Es ist eine private Vereinshütte und nur von den Mitgliedern zu Urlaubs- und Ferienzeiten genutzt.

Untersteilenalm am Aufstieg von Geitau zum Soinsee, deutlich tiefer als die Schellenbergalm. Sie liegt etwas abseits des Weges an den Südosthängen des Steilenberges, einer Fortsetzung des wilden Dürrmiesings.

Ruchenköpfe, das Klettergebiet östlich der Rotwand. An der linken Flanke liegt (wohl vorsorglich?) die Bergwachthütte.

Der idyllische Soinsee östlich der Ruchenköpfe (sein Name drückt vorwiegend eine Last, Mühe, aus). Er hat seit einiger Zeit sehr wenig Wasser. Einheimische vermuten, dass er einen neuen, unbekannten Ablauf hat.

Aus der Höhe gesehen, nahe dem Soinsee gibt das Gelände den Blick frei auf das nächste Zwischenziel, die Schellenbergalm. Es ist eine der wenigen Almen, auf denen noch Kühe stehen und dort Käse produziert wird. Das lassen sich die Stammgäste natürlich nicht entgehen.

Alpbach. Er entsteht aus dem Zusammenfluss von Steilenbach und dem Krottentaler Graben (nahe Mieseben) und fließt bei Niederhofen in die Leitzach.

Fernblicke gibt es natürlich auch noch: einer davon geht vom Abstieg in das Sointal nach Süden hinüber in das Kaisergebirge.

Nahe der Seewiesaualm ist ein Blick nach Osten möglich zum Sudelfeld. Kennzeichen sind die beiden Traithenberge, der kleine links, der große rechts. Dazwischen ist das Gelände der Fellalm zu erkennen. Aus dieser Perspektive wird klar, warum sie der "kleine" und "große" heißen.

 

 

 

 

 

 

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