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Erlbergkopf



Erlbergkopf

Zuletzt aktualisiert: 19.07.2022, 17:17 Uhr

Kurzform
Erlbergkopf, eine einsame, gemütliche, aber dennoch spannende Almentour mit weglosem Abschnitt und etlichen Zaunüberstiegen über den "Vorberg" nördlich der Gedererwand im Chiemgau. In Karten sind keine Routen eingezeichnet und es gibt sie im Kernteil auch nicht. Dafür gibt es eine wunderschöne Aussicht auf den Chiemsee und ins Alpenvorland. Im Bild: Rückblick zum Gipfel des Erlbergkopfes vom Abstieg zur Vockalm (Erstwanderung: September 2015; aktualisiert: Juni 2020)

Hintergrundinfo
Der Erlbergkopf ist einer von mehreren Vorbergen zur Kampenwand. Im Gegensatz zur Gedererwand oder zum Sulten kennt ihn kaum jemand und es führen auch keine offiziellen Routen über seinen Gipfel. Er hat eine freie Kuppe mit Gipfelkreuz. Mehrere Almen sind an seinen Flanken zu finden, darunter die Weissenalm, die sogar selbst noch Käse herstellt; sowie die Erlbergalm, die den Namen dieses Berges trägt.
Um zum Gipfel zu gelangen, muss man daher weglos aufsteigen und über Weidezäune klettern. Aus Süden (ab der Weissenalm) gilt das sogar absolut, aus Norden (über die Vockalm) sind einige spärliche Spuren im Gras zu finden. Gefährliche Stellen gibt es nirgends.
Der Besuch auf diesem Gipfel lässt sich sehr gut in eine Rundwanderung einbinden, die jederzeit in beiden Richtungen zu gehen ist und für die man sogar mehrere Ausgangspunkte finden kann: ab Rottau, ab Aigen oder ab Adersberg. Natürlich ergeben sich daraus unterschiedlich lange Strecken. In jedem Fall kommt man an Stellen, von denen aus eine gute Fernsicht möglich ist. Und nicht nur an der Weissenalm kann man einkehren, auch an der Herrenalm oder in Adersberg ist das möglich.
Schwierigkeit:37.0mittel (27.5-40)
Tracklänge:14,5 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:4:15 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:719 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Waldparkplatz Rottau 631
Abzw. Hachau697 0:16
Abzw. Holzplatz860 0:37
Weissenalm1015 0:34
Gipfel Erlbergkopf1137 0:19
Vockalm987 0:31
Talsohle Aigen862 0:16
Herrenalm847 0:19
Lindlalm991 0:28
Adersberg820 0:26
Abzw. Hachau697 0:14
Waldparkplatz Rottau 631 0:15

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Chiemgauer Alpen, Untergruppe Chiemgauer Berge; nördlich der Kampenwand bzw. Gedererwand. Karten: Alpenvereinskarte Bayerische Alpen (1:25000); Chiemgauer Alpen West. bzw. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, Chiemgauer Alpen West, bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro oder TOPO Deutschland V7 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
16.09.2015; Im Prinzip war es ein Alleingang. Ab der Weissenalm bin ich aber mit zwei anderen Wanderinnen (Mutter und Tochter) den größten Teil der übrigen Strecke zusammen gegangen. Wir kamen bei der Einkehr ins Gespräch und beide hatten wir das gleiche Ziel. Dort erst kam der Entschluss, weglos über den Gipfel und zur Vockalm zu gehen. Ursprünglich wollte ich den Berg westlich umrunden. Ansonsten waren relativ viele Wanderer unterwegs, einige auch z.B. auf dem Gelände der Vockalm, wo man das nicht vermutet hätte. Das mit der Einsamkeit galt folglich nicht überall. Im Grunde bestimmte ein Tiefdruckgebiet die Wetterlage. Allerdings hatte es einen so gewaltigen Föhn dabei, dass die Temperaturen auf über 25 ° stiegen und zeitweise ein Sturm von Süden über die Berge fegte. Dadurch blieb es trocken und größtenteils sonnig; Nebeneffekt dieser Wetterlage: eine sehr gute Fernsicht.
Erreichte Gipfel
Der höchste Punkt dieser Tour befindet sich auf dem Gipfel des Erlbergkopfes mit 1137 Meter.
Alm(en), Hütt(en):
Weissenalm, Herrenalm, Adersberg, Es lagen etliche andere Hütten direkt am Weg: Vorderalm, Fetenalm, Vockalm, Lindlalm. In Sichtweite lagen noch weitere Hütten; Erlbergalm, Maureralm, Schmidalm. Außerdem passiert man den Hotelbereich Adersberg.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Waldparkplatz Rottau (am Ende der Asphaltstraße); Adresse: Adersbergstraße, 83224 Grassau. Koordinaten: N = 47.790979, E = 12.401731; Geographische Daten: N = 47°47'27.5", E = 12°24'06.2"; UTM-Daten: Z = 33T, E = 305406, N = 5296338; Gauß-Krüger: R-E = 5296338, H-N = 4530206.471. Der Ausgangspunkt ist nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Dazu wäre ein Anmarsch aus der Ortsmitte von Rottau aus fast über die gesamte Adersbergstraße nötig. Die Nutzung von Rollstühlen und Kinderwägen ist ebenfalls nicht möglich.
Am Ende des Parkplatzes geht nach links eine Schotterstraße bergauf, vorbei an der Abzweigung nach Hachau, vorbei auch an der Vorderalm. Zur Fetenalm habe ich einen kurzen Abstecher gemacht, anschließend weiter bergauf. Auf dem großen Holzplatz führt der Weg nach rechts, der weiter als gute Schotterstraße bis kurz vor dem Waldrand nahe der Maureralm geht. Dort den Bach nach rechts überqueren und sofort wieder links weiter bis zur Weissenalm. Hinter der Alm den Weidezaun übersteigen und entlang des Zaunes weglos über die Almfläche zum Gipfel des Erlbergkopfes aufsteigen. Zum etwas schief stehenden Gipfelkreuz nochmals einen Zaun übersteigen. Anschließend nach Norden weglos absteigen und links halten zur Vockalm. Ab dort führt zunächst ein Grasweg weiter ins Tal, nach einem erneuten Zaunüberstieg geht ein Schotterweg in die Talsohle, nahe dem Parkplatz Aigen. Nunmehr führt ein guter Schotterweg noch ein wenig talwärts, später wieder bergauf zur Herrenalm. Nach der Alm am Waldrand entlang aufsteigen und zum wiederholten Male einen Zaun übersteigen. Nach links weiter auf der Betonstraße zur Lindlalm. Ab der Alm an der Kante nach Osten, ein kurzes Waldstück durchqueren und zum Hotel Adersberg absteigen. Unterhalb des Hotels einen etwas versteckten Pfad nach rechts in den Wald wählen, der auf die Asphaltstraße nach Hachau einmündet. Kurz darauf erreicht man den Aufstiegsweg, bis zum Ausgangspunkt ist es nur noch ein kurzes Stück.
Anmerkungen:
"Vorberg" ist immer eine etwas abwertende Bezeichnung. So ist das mit dem Erlbergkopf aber ganz bestimmt nicht gemeint. Natürlich gibt es auf dieser Tour keine Stellen, für die man Seil und Haken braucht. Will man zum Gipfelkreuz - und wer will das nicht - so muss man weglos über die Almfläche aufsteigen und drüben genauso wieder runter. Das ist gar nicht so einfach. Eine sagenhafte Aussicht lohnt dann aber die Mühe des Aufstiegs. Das gesamte Gebiet ist mit Almen gut besetzt, zwei davon "behirtet" mit Einkehrmöglichkeit. Hinzu kommt, dass am Fuß der Berggruppe mit dem Adersberg und der Seiseralm zwei Hotels angesiedelt sind, die als Urlaubsstandorte mitten im Wandergebiet liegen. Im Weiteren geht es dann nahtlos ins Gebiet der Kampenwand/Gedererwand mit den dortigen Möglichkeiten über. Der Erlbergkopf ist eine etwas andere Wanderstrecke, nicht besonders anstrengend, dafür aber mit vielerlei Überraschungen; insgesamt bestimmt keine schlechte Wahl.

Benachbarte Wanderungen

Haindorfer Berg
Haindorfer Berg

Haindorfer Berg - der Dornröschenberg nördlich der Kampenwand. Am steilen Westaufstieg hat man arg mit Gestrüpp und umgestürzten Bäumen zu kämpfen. Kaum jemand wagt sich dort durch. Dann aber hat man eine wunderbare Fernsicht und einen recht bequemen Abstieg über die Weideflächen der Sameralm.

Sulten
Sulten

Sulten - ein recht unbekannter Nachbar der Kampenwand. Von ihm aus kann man das Alpenvorland mit dem Chiemsee aber bestens überschauen - und auch zur Wand selbst hat man einen sehr guten Blick. Der Aufstieg vom Sultensattel ist recht einfach. Spannender ist der Weg aber vom Roßboden aus.

Reifenberg
Reifenberg

Reifenberg - einer der vielen Vorbergbuckel zur Kampenwand. Die Rundwanderung ab Unterbergham beginnt im Tal und geht dann moderat bergauf. Die Strecke ist zwar technisch nicht schwierig, aber doch recht lang. Dafür bietet sie viele Ausblickmöglichkeiten auf den Chiemsee. Und um die Wanderverpflegung muss man sich auch nicht sorgen. Zwei respektable Gasthäuser stehen am Weg durch das abwechslungsreiche Gelände.

Almentour Rottau
Almentour Rottau

Auf den Höhen westlich von Grassau und Rottau gibt es viele Almen, etliche davon zur Bewirtung für Wanderer geöffnet. Was liegt näher, als einige davon in einer Rundwanderung zu besuchen. So entstand die "Almentour Rottau". Sie beginnt mit dem Aufstieg entlang des Rottauer Baches, wechselt dann nach Osten zur Moieralm, geht hoch zum Staffn, runter zur Staffnalm und führt über die Rachlalm und Hefteralm wieder zurück. Die Strecke ist nicht ganz kurz und erfordert auch sonst Kondition zur Einkehr in vier Almen.

Gedererwand
Gedererwand

Die Gedererwand ist ein Nachbarberg zur Kampenwand. Sie ist deutlich niedriger, fast genauso wild, aber erheblich weniger besucht. Wer geht schon auf einen "Nachbau", wenn das Original so nahe ist? Kurzum, die Wand ist ein Ziel für Kenner, die etwas abseits des Trubels einen sehr schönen Blick auf den Chiemsee haben möchten. Der Aufstieg dorthin ist nämlich kein Spaziergang, Trittsicherheit ist unbedingt erforderlich.

Hochplatte (Chiemgau)
Hochplatte (Chiemgau)

Die Hochplatte ist ein klassischer Pyramidenberg östlich der Kampenwand, also im Chiemgau (es gibt Berge mit diesem Namen auch noch anderswo). Durch die allseitig steilen Wände wird sie bestimmt nur von Bergliebhabern besucht. Nach einem doch recht langen Anstieg bietet sich am Gipfel eine grandiose Fernsicht (am Wandertag hatte es allerdings immer wieder Wolken). Die weniger ambitionierten Menschen tummeln sich eher an der Kampenwand oder weiter unten auf der Staffnalm.

Bilder zur Wanderung

Ein Blick vom gegenüber liegenden Haindorfer Berg aus zeigt den Erlbergkopf mit seinem Nachbarn, dem Schwarzenberg (links). Vom Gipfel kommend verläuft die Wanderroute ein Stück auf dem Kamm entlang und geht dann über die freie Fläche zur Vockalm talwärts.

Gipfelkreuz am Erlbergkopf (es war schon schief, bevor wir dort ankamen). Die beiden Wanderinnen gingen mit mir einen Teil der Strecke zusammen, sie hatten das gleiche Ziel. Einen Steig dort hinauf gibt es nicht, man muss ab der Weissenalm erst den Zaun überwinden, dann weglos über die Wiese gehen und anschließend nochmal über den Zaun.

Es ist eine Tour, die von mehreren Stellen aus immer wieder herrliche Fernblicke ermöglicht. Im Süden ist die Hochplatte mit dem Friedenrath (links) zu sehen. Dieser Berg mit seiner typischen Pyramidenform ist ebenfalls ein lohnendes Wanderziel, erreichbar aus mehreren Richtungen. Allerdings ist in jedem Fall ein ordentlicher Anmarschweg nötig.

Etwas weiter rechts liegt die Gedererwand mit ihren senkrechten, teils sogar überhängenden Felswänden. Sie ist der unmittelbare Nachbar der Kampenwand, steht allerdings im Hinblick auf Beliebtheit und Bekanntheit in deren Schatten.

Als Krönung der Fernsicht mag man den Blick von der Lindlalm auf den Chiemsee ansehen. Es ist ein sehr weit nach Norden vorgeschobener Punkt und im Weiteren dann ohne störende Hindernisse. Solche Blicke gibt es nicht sehr viele. Ganz klar sind die drei Inseln zu sehen: links die große Herreninsel, darüber die kleine, unbewohnte Krautinsel und rechts die Fraueninsel.

Bereits am Aufstieg entlang des Rottauer Baches beginnt die Parade der Almhütten, alle ohne Einkehrmöglichkeit. Es beginnt mit der privaten Vorderalm, die sich in einem sehr guten Pflegezustand befindet. Mit der Almwirtschaft hat sie nichts mehr zu tun.

Etwas weiter oben steht die Fetenalm. Sie ist der ursprünglichen Form genutzt, d.h. mit Jungtieren bestoßen. Auch sie befindet sich in einem sehr guten Zustand.

Gleiches gilt für die Erlbergalm, die man vom Gipfel des Erlbergkopfes aus sehr gut sehen kann. Es ist eine sehr große Alm, zur Bewirtung aber ebenfalls nicht geöffnet.

Die Vockalm steht am Westhang des Erlbergkopfes. Etwas versteckt und schüchtern hinter einigen Bäumen steht sie da. Schüchtern sind aber keineswegs die Kalbinnen, die sofort herbeikamen, um den Besuch zu begrüßen.

Lindlalm, ein sehr stattliches Haus, dem Augenschein nach auch als Ferienwohnung genutzt. Die Alm steht an der Bergkante mit dem Superblick auf den Chiemsee. Der Standort auf der Bergkuppe ist super. Bei schlechtem Wetter pfeift der Wind wohl aber arg um des Haus.

Flair Hotel Adersberg - ein großes, sehr schönes Haus mit einer öffentlichen Zufahrt und einem großen Parkplatz. Wer dort logiert, befindet sich ungestört mitten im Wandergebiet. Das Hotel ist für Tagungen, Seminare und andere Veranstaltungen bestens geeignet. Aber auch für Tagesgäste ist das eine gute Adresse.

 

 

 

 

 

 

[Impressum] [Webmaster], Letzte Wanderung am 07.09.2023