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Grünkopf



Grünkopf

Zuletzt aktualisiert: 18.07.2022, 17:49 Uhr

Kurzform
Grünkopf im Wettersteingebirge - der freche Bergkopf, der sich nicht scheut, die hinter ihm liegende, mächtige Obere Wettersteinspitze zu verdecken. Es ist eine Wanderung im Hin/Rück-Weg südwestlich von Mittenwald, die aber auch nach Norden (zum Ferchensee) oder nach Süden (über den Franzosensteig) fortgesetzt werden könnte. Im Bild: Blick von der Ederkanzel aus nach Westen. Nein - die Felsenspitze ist nicht der Grünkopf, sondern der davor gerade noch erkennbare, grüne Berg (Erstwanderung: Mai 2014,überarbeitet: November 2021)

Hintergrundinfo
Wie bekannt, läuft die Wetterstein-Hauptkette von West nach Ost nahe Mittenwald aus und endet an der Isar. Die letzten Berge sind der Burgberg mit 1194 Metern und der etwas westlicher stehende Grünkopf mit bereits 1587 Metern. Dann aber wird es erst: die weiteren Nachbarn sind die beiden Wettersteinspitzen (untere, obere) mit deutlich über 2000 Metern. Zu ihnen hoch geht aus Norden (ab dem Ferchensee) dann nur noch eine ordentliche Hochgebirgstour - "Wandern" kann man das nicht mehr nennen, es ist "Bergsteigen".
Zum Grünkopf dagegen kommt man jederzeit mit üblicher Wanderausrüstung. Allerdings wird die Strecke auf dem Grenzkamm umso steiler, je näher der Gipfel rückt. Erleichternd kommt aber hinzu, dass kurz nach dem Aufstieg aus Mittenwald mit der Ederkanzel ein Bergasthof steht, an dem man sogar zweimal vorbei kommt. Es ist ein besonderer Standort, abgesehen von der guten gastronomischen Leistung: das Hauptgebäude steht unmittelbar an der Grenze auf der bayerischen Seite, die anschließende Terrasse befindet sich bereits in Tirol. Und noch eines: der Start liegt direkt in Mittenwald. Sofern man mit der Bahn anreist liegt es nahe, anschließend noch einen Bummel durch diese schöne Stadt zu machen.
Schwierigkeit:35.0mittel (27.5-40)
Tracklänge:11,2 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:4:00 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:798 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Startpunkt Schanzweg, Mittenwald 930
Eustachiuaskapelle980 0:10
Abzw. Ederkanzel1094 0:22
Gasthaus Ederkanzel1193 0:18
Abzw. Leutasch1162 0:08
Abzw. Mittenwald1182 0:08
Gipfel Grünkopf1587 1:12
Abzw. Mittenwald1182 0:49
Gasthaus Ederkanzel1193 0:22
Startpunkt Schanzweg, Mittenwald 930 0:31

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Das Ziel dieser Wanderung liegt im östlichen Teil (Leutaschgruppe) des auslaufenden Wettersteingebirges, südwestlich von Mittenwald. Es ist das Grenzgebiet zwischen Bayern und Tirol. Karten: AV Digital 2016 (USB Edition) 3D - "Wetterstein Ost", bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro oder TOPO Deutschland V 7 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
20.05.2014; Diese Tour ging ich alleine. Am Aufstieg zum Grünkopf begegneten mir gerade mal zwei Wanderinnen, von denen eine zum Ferchensee wollte, sich aber nicht ganz sicher war, wie die Beschaffenheit des Pfades wäre. Ansonsten traf ich noch auf Tiroler Waldarbeiter beim Durchforsten. Am Rückweg und auf der Ederkanzel herrschte dann reger Betrieb. Die Ederkanzel ist eben ein Ziel für sich selbst, das man recht leicht aus Mittenwald zum "Kaffee-Trinken" ansteuern kann. Es war ein strahlender Frühsommertag mit sehr guter Fernsicht; die Temperatur lag aber noch auf einem gut erträglichen Niveau. Am Nachmittag zogen einige Schleierwolken auf. Sie beeinträchtigten die Fernsicht aber kaum. Leichter Wind sorgte für etwas Abkühlung an südseitigen Freiflächen.
Erreichte Gipfel
Der höchste Punkt der Tour ist der Gipfel des Grünkopfs mit1587 Metern.
Alm(en), Hütt(en):
Ederkanzel, An anderen Bauwerken ist - abgesehen von der Bebauung in Mittenwald - lediglich die Eustachius-Kapelle am Aufstieg von Mittenwald zur Ederkanzel zu nennen.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Die Tour beginnt am südlichen Ende des Schanzweges in Mittenwald; Parkmöglichkeiten gibt es in den umliegenden Straßen. Navi-Adresse: Schanzweg 3, Mittenwald. Koordinaten: N = 47.435281, E = 11.258473; Geographische Daten: N = 47°26'07.0", E = 11°15'30.5"; UTM-Daten: Z = 32T, E = 670299, N = 5256010; Gauß-Krüger: R-E = 4444168.820, H-N = 5255464.018. Der Ausgangspunkt ist mit der Bahn von München nach Innsbruck recht leicht zu erreichen und das kann man auf jeden Fall empfehlen. Obwohl der Aufstieg zur Ederkanzel nicht allzu schwer ist, kann man ihn mit Rollstühlen und Kinderwägen nicht bewältigen, den Aufstieg zum Grünkopf schon gar nicht.
Am südlichen Ende des Schanzweges beginnt der Aufstieg in Richtung "Ederkanzel" mit einigen Treppenstufen und quert danach zweimal die Straße nach Leutasch. Es geht an der Eustachius-Kapelle vorbei auf den Waldlehrpfad. Auf etwa 1100 m Höhe gibt es eine Abzweigung. Dort führt der Steig nach links in etlichen Serpentinenkehren steil bergauf zur Ederkanzel. An dem Gasthaus vorbei geht es zunächst etwa 50 Höhenmeter bergab und in etlichen kleinen Wellen über die nächste Abzweigung (Steig zur Leutasch) durch den weitläufigen Sattel zwischen Ederkanzel und Grünkopf. Nach einer weiteren Abzweigung führt der Steig nunmehr steil in unzähligen kleinen Kehren bergauf zum Gipfel des Grünkopfes. Als schwierigste Stelle ist die Überwindung einer etwa zwei Meter hohen Felsstufe zu erwähnen, für die man auch die Vorderfüße einsetzen muss. Die größte Gefahr ging von dem trockenen Laub des Vorjahres aus, das an manchen Stellen eine große Rutschgefahr bedeutete. Ansonsten ist die Strecke zwar anstrengend, aber ungefährlich. Allerdings gilt wie auf allen rot markierten Strecken, dass Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich sind (es ist kein Spaziergang!). Der Rückweg erfolgte auf der gleichen Strecke. Alternativ könnte man vom Gipfel zum Ferchensee absteigen und dann auf dem Schützensteig über dem Lautersee nach Mittenwald zurückkehren.
Anmerkungen:
Wanderungen entlang der Grenze zwischen Bayern und Tirol sind immer spannend, da sie zu einem großen Teil über Bergspitzen und Kämme führen. Das ist auf dem Weg zum Grünkopf nicht anders. Es war meine erste Wanderung im Wettersteingebirge. Das liegt zum einen daran, dass die Region von München aus schon eine gewisse Strecke entfernt ist, zum andern sind Tages-Wanderungen zu den Berggipfeln vergleichsweise lang, hoch und anstrengend. Obwohl die Strecke zum bewaldeten Grünkopf größtenteils durch Wald führt - was an heißen Sommertagen sehr willkommen ist - hat man immer wieder Fernblicke zwischen den Bäumen durch ins südliche Leutaschtal und ins nördliche Laintal mit Lautersee und Ferchensee und natürlich zum gegenüber liegenden "Hohen Kranzberg", dem westlichen, sanften Hausberg von Mittenwald. Auf dem Gipfel gibt es dann Fernsichten ins Estergebirge, zur Benediktenwand, zur Soierngruppe und zu den westlichen Karwendelbergen. Nach Süden ist ein Blick zur Hohen Munde und anderen Wettersteinbergen möglich. Unvergessen ist aber auf dieser Wanderung der Standort der Ederkanzel direkt auf der Grenze. Ich schätze mal, dass die Wirtin zum Bedienen der Gäste mehrere Dutzende Male die Grenze überquert.

Benachbarte Wanderungen

Finzbachtal
Finzbachtal

Die Wanderung ab Krün in das Estergebirge hinein ist eine recht entspannte Tour. Vielleicht wird sie etwas aufregender, wenn die Klamm wieder begehbar ist. Aber macht nichts, die neu erbaute Finzalm lohnt diese Tour allemal. Dort kann man ein sehr gutes Beispiel von traditioneller Bauweise in den Bergen sehen. Wenn man diese Tour mit dem Bus verbindet, der dort den Sommer über immer wieder hochfährt (nicht ganz zur Hütte), dann ist das auch etwas für Personen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

Graseck
Graseck

Das Graseck ist eine Wanderalternative zur Partnachklamm, wenn an deren Eingang die Menschen Schlange stehen. Dann einfach nach links gehen bergauf zum Graseck. Man kann auf dem Rückweg dann doch noch durch die Klamm gehen. Oder man macht einen Rundweg daraus zu etlichen Gasthöfen und kommt in Kochelberg wieder ins Tal. Die Klamm überquert man dann über die eiserne Brücke in luftiger Höhe.

Isarrunde Wallgau
Isarrunde Wallgau

Die Isarrunde Wallgau ist eine einfache Rundtour mit zwei Wanderzielen: zunächst der Gang direkt an der Isar entlang, dann der Aufstieg zum Kaltwassergraben mit der dortigen Brücke und der Rückweg zur Auhütte. Spannend ist der gewaltige, permanente Transport von Gesteinsmaterial in dem an sich sehr harmlosen Graben. Nach heftigen Regenfällen mag dort aber die Hölle los sein. Es ist eben das Karwendelgebirge mit seinem bekannt weichen, bröckelnden Fels. Die Tour ist eine Übung für jemand der vorhat, zur Fischbachalm oder gar zum Soiernhaus aufzusteigen.

Kranzberg
Kranzberg

Der Kranzberg ist der Mittenwalder Hausberg schlechthin, was die westliche Seite angeht, muss man hinzufügen. Mit einer Seilbahn gut erschlossen, bildet er auch für weniger konditionsstarke Personen vielerlei Wandermöglichkeiten. Hinzu kommt, dass er an allen Seiten mit Almen und Einkehrhütten gut bestückt ist. Zu einer Favoritentour zählt bestimmt der Aufstieg (oder die Bahnfahrt) ab Mittenwald hinauf zum Gipfel und der Rückweg nach Süden hinunter zum Ferchensee und Lautersee.

Leutaschklamm
Leutaschklamm

Die Leutaschklamm ist eine höchst spektakuläre Formation unweit von Leutasch, aber auch in fußläufiger Entfernung von Mittenwald. Die Klammwege bestehen zu einem Teil aus Stahlsteigen an der Felswand, angebracht in 10 bis 20 Meter über dem Grund. Wer dort wandert, darf keine Höhenangst haben. Unten wartet der Berggasthof "Gletscherschliff" auf die Wanderer, oben ist es das "Klammstüberl". Wer von Mittenwald aus losgeht, kann sich sogar überlegen auch noch zur "Ederkanzel" aufzusteigen und eine ordentliche Runde daraus zu machen.

Steinbichel-Runde
Steinbichel-Runde

Der Steinbichel ist eigentlich nur der südliche Fuß des bekannten Wank, nahe Garmisch-Partenkirchen. Trotzdem ist ein Rundweg um diesen Berg eine ernsthafte Wanderung. Sie führt an einigen recht lohnenden Teilzielen vorbei, darunter an der völlig neu erbauten Tannenhütte (an Stelle der früheren Gamshütte) mit der spektakulären Hacker-Pschorr-Brücke, dem bekannten Berggasthof Gschwandtner-Bauer und der Pfeiffer Alm. Den Blick ins Wettersteingebirge gibt's gratis.

Buckelwiesen
Buckelwiesen

"Buckelwiesen" sind eine Geländeform mit vielen kleinen, unregelmäßig verstreuten Hügeln, entstanden durch die Eiszeit. Im Dreieck Mittenwald, Klais und Krün sind sie besonders berühmt und an vielen Stellen auch noch nicht eingeebnet. Dadurch wirkt die Landschaft sehr malerisch und abwechslungsreich. Dort ist eine Wanderung möglich, die nur wenige Höhenmeter umfasst und deshalb für jedermann zu gehen ist. Neben einer ganzen Reihe von Attraktionspunkten gibt es auch die "Goas-Alm". Eine Einkehr ist wegen ihrer besonderen Produkte - auch zum Mitnehmen - sehr lohnend.

Bilder zur Wanderung

Gipfelkreuz am Grünkopf; aufgestellt vom Ziegenzüchterverein Mittenwald. Es kommt selten vor, dass der Aufsteller des Kreuzes genannt ist; dieser überrascht mich doch sehr. Ein Grenzstein und etliche Ruhebänke zieren den Gipfel, einschließlich eines Tourenstempels. Im Bildhintergrund ist die Soierngruppe zu sehen, ein Teil des Karwendelgebirges.

Blick vom Gipfel nach Westen zur bekannten Wettersteinspitze. Mit ihr beginnen die wirklich hohen Berge des Wettersteins. Aber selbst hier verdecken Bäume die ungehinderte Sicht.

Andere Richtung. Der Blick vom Gipfel geht zurück nach Osten entlang der Aufstiegsroute. Ganz deutlich ist der auslaufende Rücken mit dem Burgberg zu sehen. Dahinter geht es tief in das Tal mit der Isar. In der Bildmitte ist die Ederkanzel zu erkennen.

Kurz oberhalb von Mittenwald steht die sehr gepflegte Eustachiuskapelle. Eustachius ist einer der vierzehn Nothelfer und hilft bei Trauer und Schmerz. Überdies ist er auch Schutzpatron der Schützen.

Blick in das Isartal zwischen Mittenwald und Scharnitz mit Karwendelmassiv (Blick vom Aufstieg nach Süden). Ganz typisch sind die vielen keinen Heuschober, in denen das Heu liegt, bis im Winter dann nach und nach zum Fütteren auf die jeweiligen Höfe geholt wird.

Mittenwald mit den östlich liegenden Karwendelbergen. Diese wunderschöne Stadt (oder ist es nur ein Markt?) ist natürlich unzertrennbar mit dem Geigenbau verbunden und auch mit dem Handel dieser Instrumente. Das hat wohl einige Familien reicher gemacht, als der mühsame Bau.

Soierngruppe. Liegt am nördlichen Rand des Karwendelgebirges, links grenzt die Isar zum Estergebirge ab. Es ist im Grunde der einzige Teil des Karwendels, der bayerisch ist. Fast alles andere gehört zu Tirol.

Blick nach Norden zum Simetsberg und zur Heimgarten/Herzogstand-Gruppe. Unten links: Hoher Kranzberg, der Mittenwalder Hausberg.

Blick nach Nordosten auf die Kesselberge (Jochberg, Rabenkopf, Hirschhörndlkopf) und die Benediktenwand mit den Achselköpfen.

Die Ederkanzel ist ein recht bekannter Berggasthof. Er hat sich tatsächlich aus einer Jagdkanzel über einen Kiosk und einen Aussichtsturm zum jetzigen Gasthaus entwickelt. Das Wirtshaus ist bei Gästen und Einheimischen wegen seiner guten Verpflegung, namentlich der vielen Kuchen, gleichermaßen beliebt.

Von der Ederkanzel geht der Blick nach Süden durch das Leutaschtal mit dem bekannten Seefeld. Das Gelände liegt durchwegs über 1000 Meter hoch. Unter anderen deshalb ist dieses Hochtal ein richtiges Schneeloch, resp. als Wintersportgebiet bekannt. Dabei steht weniger der alpine, vielmehr der nordische Sport (Laufen, Springen) im Vordergrund.

Der Tatsache, dass die Grenze über die Ederkanzel verläuft, trägt der Wirt natürlich Rechnung. Er hat sowohl die bayerische, als auch die Tiroler Fahne an einem Mast auf seiner Terrasse gehisst.

Ein weiteres sichtbares Zeichen ist der Grenzstein direkt neben der Hauswand. Vielen Gästen wird das kaum auffallen. Und ich gehe davon aus, dass er dort nicht zufällig steht, sondern tatsächlich zentimetergenau die Grenze markiert.

Auch am Verlauf des Pfades zum Grünkopf tauchen immer wieder Grenzsteine auf. Die Trasse selbst ist fast zugewachsen, aber die Steine sind frisch gestrichen. Sie weisen die Buchstaben T (für Tirol) und B (für Bayern) auf, zusammen mit der Jahreszahl 1844. Von Deutschland oder Österreich ist hier nichts zu sehen. Und es scheint das niemand zu vermissen.

 

 

 

 

 

 

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