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Kesselberg



Kesselberg

Zuletzt aktualisiert: 19.07.2022, 14:50 Uhr

Kurzform
Kesselberg - Kammwanderung auf einem unscheinbaren Pfad über den lang gezogenen Bergrücken des zweithöchsten Gipfels des Pfälzer Waldes. Er steht nicht in der ersten Reihe nach der Rheinebene, sondern ist etwas zurückgesetzt. Bekannt gemacht haben ihn seine Gletschermulden bzw. Opferschalen, sprich seine keltische und auch seine militärische Vergangenheit. Im Bild: Blick vom Westgipfel nach Osten auf die breite Kammschneise. Es geht erst ein wenig bergab, ehe dann der leichte Anstieg zum etwas höheren Ostgipfel kommt. Markierungen und Wegweiser gibt es mit einer Ausnahme nicht, die sind aber auch gar nicht erforderlich (Erstwanderung: März 2014; aktualisiert: Juli 2021)

Hintergrundinfo
Beim Namen "Kesselberg" denkt man in Oberbayern sofort an die berühmt/berüchtigte Gebirgsstraße, die vom Kochelsee recht kurvenreich hinauf in Richtung Walchensee führt. Aber die ist mit dieser Wanderung nicht gemeint. Vielmehr ist der Kesselberg der zweithöchste Gipfel im Naturpark Pfälzer Wald. Erstaunlicherweise steht er nicht in der ersten Reihe der Pfälzer Berge, sondern ein Stück weiter westlich. Man könnte fast sagen, er ist etwas versteckt.
Es ist ein Berg mit zwei nicht besonders ausgeprägten Gipfeln und einem dazwischen verlaufenden, breiten, etwa 2,0 km langen Kamm. Der gesamte Berg ist bewaldet und bietet kaum Möglichkeiten zur Fernsicht. So gesehen ist es verständlich, dass sich nur wenige Wanderer dort hinauf verlaufen. Das aber wiederum wird seiner geschichtlichen Bedeutung nicht gerecht. Mit Sicherheit diente er bereits den Kelten als Kultstätte, wie die Zeugnisse am Ostgipfel belegen. Gletschermulden sind es mit Sicherheit nicht, welche die in die Steine geschliffenen Vertiefungen darstellen. Glaubhaft erscheint eher der Hinweis auf einer Tafel, dass es sich um einen Badeplatz für "Elwetritsche" handelt.
Rund um den Berg herum finden sich etliche Einkehrmöglichkeiten: im Osten sind es die Nellohütte und die Amicitiahütte, im Westen ist es das Forsthaus Heldenstein, im Norden das NFH Steigerwald und die Edenkobener Hütte (Hüttenbrunnen). Das sind etliche der Gründe, warum man sich zu diesem Berg aufmachen sollte.
Schwierigkeit:36.0mittel (27.5-40)
Tracklänge:15,5 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:5:00 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:525 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
PP Nellohütte Modenbach285
Überq. der Kreisstrasse335 0:522,90
Forsthaus Heldenstein485 0:342,10
Steigerkopf615 0:482,00
Benderplatz552 0:201,00
Westgipfel Kesselberg625 0:261,50
Ostgipfel Kesselberg662 0:282,00
Kohlplatz465 0:351,50
Nellohütte398 0:120,60
Amicitiahütte325 0:220,80
PP Nellohütte Modenbach285 0:231,10

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Naturpark Pfälzer Wald, Oberhaardt; Edenkobener Stadtwald. Es ist der langgezogene Bergrücken zwischen dem südlichen Modenbachtal und dem nördlichen Sauermilchtal. Karte: Topographische Karte (1:25000), Blatt 6, Naturpark Pfälzer Wald, "Oberhaardt", bzw. GPS Garmin Oregon 600, TOPO Deutschland V 7 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
09.03.2014; Renate hat mich begleitet. Außer uns waren an diesem Tag etliche Wanderer unterwegs, vor allem in der Nähe der Einkehrhütten und auf der Strecke zwischen Steigerkopf und Forsthaus Heldenstein. Auf dem Kesselbergkamm konnten wir nur ein paar wenige Personen antreffen. Es herrschte traumhaft schönes Frühlingswetter mit blauem Himmel. Vor allem an den Südhängen kletterten die Temperaturen recht hoch, ansonsten gab es zeitweilig frischen Ostwind. Die Fernsicht war nicht sehr gut, konnte allerdings auch nur vom Schänzelturm aus nach Westen genutzt werden.
Erreichte Gipfel
Gleich drei "Berggipfel" sind auf dieser Rundwanderung zu überwinden, allesamt über 600 Meter hoch. Und das will im Pfälzer Wald schon etwas heißen. Erst ist es der Steigerkopf mit 614 Metern, dann kommen die beiden Kesselberggipfel: Kesselberg West mit 625 m und Kesselberg Ost mit 662 m.
Alm(en), Hütt(en):
Heldenstein Forsthaus, Nellohütte, Amicitiahütte , Außer den drei Einkehrhütten ist nur die Schutzhütte am Benderplatz zu erwähnen. Westlich des Steigerkopfes gibt es etliche Rittersteine und andere Gedenkeinrichtungen, die an die große Schlacht von 1794 zwischen Franzosen und Preußen erinnern, die letztere entscheidend verloren haben und damit den Vormarsch der Franzosen an den Rhein nicht aufhalten konnten.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Modenbachtal/Meisental (nördlich der K 58 am Eingang ins Meisenbachtal). Die Zufahrt aus der Rheinebene erfolgt in Höhe Weyher/Burrweiler auf der Kreisstraße 58, die auf Höhe des Parkplatzes "Nellohütte" (so wird er auch genannt) die L 506 kreuzt. Adresse (unpräzise): WPP Nello-Hütte, L506, D-76829 Annweiler in der Pfalz. Koordinaten: N = 49.270979, E = 8.044370; Geographische Daten: N = 49°16'15.5", E = 8°02'39.7"; UTM-Daten: Z = 32U, E = 430483, N = 5458019; Gauß-Krüger: R-E = 3430531.724, H-N = 5459764.174. Der Ausgangsort dieser Wanderung ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen. Das ginge bestenfalls, wenn man den Start an das Forsthaus Heldenstein verlegt, an dem man ohnehin vorbeikommt. Die Nutzung von Kinderwägen und Rollstühlen ist ebenfalls nicht möglich.
Vom Parkplatz auf der gelb/weißen Markierung in nordwestlicher Richtung gehen (der erste Teil der Strecke war wegen der Forstarbeiten arg ramponiert). Später muss man die Kreisstraße überqueren, ehe es weiter bergauf bis zum Kreuzungspunkt beim Forsthaus Heldenstein geht. Dann geht es nach rechts erneut weiter aufwärts bis zum Steigerkopf mit seinem "Schänzelturm" (zwischen Forsthaus Heldenstein und der Benderhütte ist die Strecke mit der früheren Wanderung "Steigerkopf" identisch). Ab der Benderhütte führt die Route zunächst auf einem Forstweg auf der nördlichen Bergseite bergan, das letzte Stück zum Westgipfel muss man dann auf einem undeutlichen Pfad zurücklegen. Weiter nach Osten bleibt man ohne große Kurven immer auf dem breiten Kamm bis zu den Gletschermulden bzw. keltischen Opferschalen (= Ostgipfel). Der direkte Ostabstieg ist nicht möglich, deshalb geht es ein paar Meter zurück und auf dem "Dr. Sprater-Pfad" nach Süden bis zur Südroute (blau/weiße Markierung). Sie führt im Prinzip zwischen Benderplatz und Kohlplatz an der Südflanke um den Berg herum. Nach dem Abstieg vom Kamm halten uns weiter nach links zum Kohlpatz. Der folgende Abstieg in südlicher Richtung zur Nettohütte ist nur kurz. Von dort geht es weiter bis zur Abzweigung zur Amicitiahütte. Anschließend führt der Weg nach rechts in den Wald. Ab der Hütte geht es direkt zurück zum Parkplatz.
Anmerkungen:
Der Kesselberg ist mit seinen 662 m Höhe der zweithöchste Berg des Pfälzer Waldes nach der Kalmit. Sein Bekanntheitsgrad ist allerdings wesentlich geringer, was er nicht verdient hat. Man kann ihn auf einer ganzen Reihe von schönen Wanderroten erreichen: aus dem Modenbachtal, über den Steigerkopf, aus dem Sauermilchtal oder über den Blättersberg. Dazu gibt es im näheren Umkreis etliche Hütten, an denen Wanderverpflegung zu bekommen ist: Amicitiahütte, Nellohütte, Forsthaus Heldenstein, NFH Steigerkopf und Edenkobener Hütte am Hüttenbrunnen. Leider ist der Kammbereich mit seinen keltischen Opferschalen und den Gletschermulden ohne Markierung und ohne Wegweiser nur schwer zu finden. Aber es gibt an der Südflanke zumindest einen offiziellen Aufstieg, nämlich den "Dr. Sprater-Pfad"; auch vom Benderplatz aus ist ein Aufstieg möglich. Vielleicht wirkt es sich nachteilig aus, dass der Berg nicht in der "ersten Reihe" an der Rheinebene steht. Man muss erst ein Stück in den Wald, ehe die Route beginnen kann. Als Tour ist die von uns gegangene Strecke recht ansprechend, die man natürlich auch mit anderem Streckenverlauf deutlich kürzer gehen kann.

Benachbarte Wanderungen

Ersterkopf
Ersterkopf

Wanderung zum "Ersterkopf" - gibt es auch einen Zweiter- oder Dritterkopf? Natürlich, aber die sind etwas niedriger. Deshalb lassen wir sie aus und gehen stattdessen schon früher hinab ins Kohlbachtal. Dort wartet nämlich mit dem Naturfreundehaus schon die erste Einkehrmöglichkeit. Weiter geht es abschließend erst mal am idyllischen Bachlauf entlang bergab, ehe der Aufstieg auf der anderen Seite des Bergrückens durch das Pferdstrappental zurück zum Ausgangspunkt beim Forsthaus Heldenstein beginnt.

Hermeskopf
Hermeskopf

Hermeskopf heißt eine nicht ganz kurze Rundwanderung, die - wie etliche andere auch - am Zentrum "Heldenstein" beginnt und von dort nach Süden in Richtung Ramberg führt. Die "Böchinger Hütte" und die "Walsheimer Hütte" liegen zur Einkehr am Weg. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Die dominierende Böchinger Hütte mit ihrem vollen Programm treffen wir zuerst. Dann geht es weiter zur versteckten, unscheinbaren Walsheimer Hütte, der man die Bewirtung erst ansieht, wenn man direkt davor steht. Dafür ist die Atmosphäre dort umso persönlicher. Ja, und zum Abschluss wartet dann noch das Forsthaus Heldenstein am Parkplatz.

Steigerkopf
Steigerkopf

Der Steigerkopf, auch "Stänzel" genannt, ist der Gedenkberg für preußische Soldaten schlechthin. Reste alter Wehranlagen, ein Heldendenkmal und der Aussichtsturm zeugen von seiner kriegerischen Vergangenheit. 1794 haben dort französische Truppen entscheidend gesiegt. Seine Gipfelkuppe ist natürlich ein recht beliebtes Wanderziel, zumal mit dem NFH Steigerkopf, der Hüttenbrunnen-Hütte und dem Forsthaus Heldenstein drei Einkehrmöglichkeiten nicht weit entfernt liegen.

Werderberg (Friedensdenkmal)
Werderberg (Friedensdenkmal)

Werderberg - damit ist eher das bekannte Friedensdenkmal oberhalb Edenkoben gemeint, denn ein Berg. Der Weg dorthin beginnt am Wetzstein im Totenkopftal und führt an etlichen Naturdenkmälern vorbei. Einkehren kann man direkt in der Gaststätte am Denkmal oder an der etwas nördlicher liegenden Kropsburg. Dann aber wird es ernst, es folgt der Aufstieg über den recht steilen Kreuzweg zum Hochberg. Weiter geht es dann bergab nach Westen über die St. Martins-Hütte zu dem "Haus an den Fichten". Zum Ausgangspunkt ist es von dort nicht mehr weit.

Hochberg (Edenkoben)
Hochberg (Edenkoben)

Hochberg - wie der Name sagt, einer der höheren Berge des Pfälzer Waldes. In direkter Nachbarschaft zur Kalmit steht er, etwas südlicher. Aber er zeigt sich ganz anders. Sein Gipfel ist vollständig bewaldet und nur ein von Hand aufgetürmter Steinhaufen zeigt an, wo die höchste Stelle ist. Der Aufstieg erfolgt üblicherweise ab dem Wetzbrunnen (Sandwiesenweiher). Der Berg ist aber nur ein Zwischenziel einer etwas längeren Runde nach Westen über die Edenkobener Hütte (Hüttenbrunnen) und die Lolosruhe zur Totenkopfhütte und zum Hüttenhohl. An mehreren Stellen dieser Runde finden sich Parkplätze, man kann auch von dort losgehen.

Harzofenberg
Harzofenberg

Harzofenberg - hat das mit dem Standort einer Glashütte zu tun? Ja, und auch die willkommene Pottasche fiel dort als Nebenprodukt an. Nicht weit ist der Berg von Eußerthal entfernt und bietet sich als Rundweg an. Ganzjährig ist die Strecke zu gehen, auch deshalb weil auf halber Strecke die ganzjährig geöffnete Böchinger Hütte wartet. Sie ist aus der damaligen Zeit übrig geblieben. Sie bietet im Besondern die klassischen Pfälzer Spezialitäten an, die den früheren Bergleuten bestimmt nicht immer winkten.

Bilder zur Wanderung

Das Höhenprofil zeigt drei klare Abschnitte dieser Tour: den Aufstieg über das Forsthaus Heldenstein mit einer kleinen Delle bis zum Steigerkopf (Schänzel), den Gang über die drei Gipfel und den Abstieg über die beiden im Osten stehenden Hütten zurück zum Parkplatz.

Nur ein kleines Steinmännchen kennzeichnet den Ostgipfel des Kesselbergs, das Besucher erst vor kurzem aufgebaut haben. Nicht neu sind dagegen die großen Steinplatten, auf denen sich die Kelten versammelt haben. Der Weg dorthin ist nicht einfach zu finden; nur wenige Wanderer verirren sich deshalb auf diesen Berg.

Einige der vom "Gletscher" abgeschliffenen Steine weisen vom Menschen eingemeißelte Schalen auf. Offenkundig waren sie für rituelle Handlungen vorgesehen. Die anderen Einkerbungen sind nicht so alt.

Ritterstein Nr. 185. Er erinnert an den in Speyer tätigen Prähistoriker Friederich Spräter, der in seiner pfälzischen Heimat viele Ausgrabungen und Forschungen zur frühen Besiedelung durchführte, u.a. auf den Heidenlöchern, auf der Limburg, auf der Trifels und eben auch auf dem Steigerkopf und Kesselberg. Nicht alle seine Erkenntnisse erwiesen sich als zutreffend.

Zu Ehren von Friedrich Sprater wurde der "Dr. Spraten-Pfad" benannt. Es ist der südliche Aufstieg zum Ostgipfel auf den breiten Kamm. Auf Wegweisern ist dieser Steig nicht vermerkt.

Ritterstein Nr. 68, Todesstelle von General Theodor Philipp von Pfau 1794 nahe dem Schänzelturm. An diesem geschichtsträchtigen Ort häufen sich die Rittersteine, allesamt in Erinnerung an die verlorene Schlacht gegen die Franzosen. Von Pfau diente zeitlebens beim Militär, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Mutmaßlich ist er auch an der Stelle seines Todes beerdigt.

Ehrenmal am Steigerkopf. 1794 fügten französische Truppen dem preußischen Heer am Steigerkopf und ein paar Tage später am Kesselberg (Kohlplatz) schwere Niederlagen zu. Erst 80 Jahre später, nach dem Krieg von 1870/71 gegen Frankreich, fanden diese Orte eine Würdigung und Ehrung mit einem großen Ehrenmal, einem weiteren Denkmal für General von Pfau und dem Schänzelturm. Die "Rittersteine" kamen noch später dazu.

Ritterstein Nr. 69, Kohlplatz. Er erinnert an das Rückzuchtsgefecht preußischer Truppen gegen die Franzosen, das 1794 stattfand. Letztere hatten drei Kilometer weiter westlich am Steigerkopf schon entscheidend gesiegt. Damit war für sie das Ziel erreicht, die linksrheinischen Gebiete zu besetzten. Der Rest der preußischen Armee floh auf die Ostseite des Rheins.

Den Steigerkopf ziert ein Aussichtsturm, er hat nach Westen freie Sicht, jene Richtung, aus der 1794 die siegreichen französischen Truppen anrückten. Unweit davon stehen auch das Ehrenmal und das Denkmal.

Der Schänzelturm kann begangen werden, ist allerdings nur 13 Meter hoch. Dadurch überragen ihn vor allem die im Osten stehenden Bäume und verhindern eine gute Fernsicht in diese Richtung. Natürlich ist es eine Sache der Ehre, zu ihm aufzusteigen. Seinen Namen hat er in Anlehnung an einige kleine "Schanzen" (Befestigungsanlagen), die an der Westseite des Steigerkopfes standen und den Vormarsch der französischen Truppen stoppen sollten.

Forstwirtschaft an der Westflanke des Steigerkopfes. Man freut sich ja, dass Holz wieder größere Wertschätzung hat, aber die verheerenden Schäden im Gelände durch die Erntemaschinen sind sehr bedauerlich.

 

 

 

 

 

 

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